Tatsächlich wurde der ursprünglich "letzte" Biber in Niedersachsen 1819 getötet, bis damals gejagt vor allem wegen seinem Fell und Fleisch.
Danach galt er in fast ganz Deutschland – bzw. Europa - lange als weitgehend ausgestorben. Eine kleine Population konnte sich hierzulande jedoch in der mittleren Elbe halten. Dank verschiedener
Schutzprogramme seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich die Biber inzwischen wieder über fast alle Bundesländer ausbreiten können, in mehr oder weniger großer, doch langsam und nachhaltig
wachsender Zahl.
Auch im Landkreis Harburg sind bereits seit einigen Jahren immer wieder Biberspuren gesichtet worden und es haben sich bereits mehrere Reviere gebildet. Kein Wunder, haben die Tiere es über die Elbe und dank der vielen Zuflüsse wie Seeve, Illmenau und Luhe doch nicht schwer, in die Elbmarsch und darüber hinaus vorzudringen!
Dabei helfen dem größten Nager Europas (und zeitgrößten der Welt) mehrere ehrenamtliche Biberberater und die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg. Sie sorgen dafür, dass neben den Belangen des Bibers auch jene all derer, die von seinem unermüdlichen Bau- und Nagetrieb betroffen sind, nicht vergessen werden.
Achten Sie also bei ihrem nächsten Spaziergang an Bach oder Fluß mal auf ungewöhnliche Nagespuren - könnte sein, dass hier ein Castor Fiber sein munteres Wesen treibt…
Biber, Eurasischer (Castor Fiber)
Merkmale
Im Gegensatz zu Bisamratte oder den Nutria (mit welchen er gerne verwechselt wird) hat der Biber einen breiten, flachen und beschuppten Schwanz, der „Kelle“ genannt wird und einen beträchtlichen Teil seiner winterlichen Fettreserven speichert.
Seine großen, gelb-orangen Nagezähne wachsen dauerhaft nach, was bei der Abnutzung auch nötig ist. Die Vorderpfoten mit fünf geschickten Fingern sind kleiner als die Hinterfüße, welche über Schwimmhäute verfügen, mit denen er höchst geschickt durch die Gewässer manövriert.
Das extrem dichte, wasserabweisende Fell mit über 12.000 (Rücken) bis 23.000 Haaren pro cm² (bauchseitig) wird mit einem ölhaltigen Sekret (sog. „Bibergeil“) eingefettet und hält ihn auch im Winter warm.
Lebensweise
Bibermanagement ist Menschenmanagement.
Außer dem Menschen haben erwachsene Biber keine natürlichen Feinde. Die Größe der Population reguliert sich von selbst anhand des Reviersystems (und teils erbitterter Kämpfe darum), so dass es niemals „zu viele“ geben kann. Gleichzeitig steigt die Population aber auch nur langsam an, abhängig von der Verfügbarkeit an Lebensraum. Hier kann der Mensch fördernd und regulierend eingreifen, ja sich den Biber sogar zu Nutze machen, denn niemand kann Gewässer besser und kostengünstiger renaturieren wie er.
Auch das ist ein Ziel des Bibermanagements und Aufgabe von Biberberatern.
Diese beraten nicht etwa die Biber bei der Planung und Einrichtung des nächsten Baus, sondern sollen dienen als Vermittler zwischen den Tieren und Menschen und Institutionen, die von ihrer Rückkehr betroffen sind.
Denn klar ist: Wenn einer zurückkehrt, muss jemand anderes zurückweichen, und das ist in diesem Fall eher der Mensch.
Der Biber kann und wird manche kleine und große Schäden anrichten und so zu ebensolchen Konflikten führen. Nicht jeder Landwirt wird es zu schätzen wissen, wenn ein Biber mehrere Quadratmeter
Mais oder Rüben „erntet“ oder Röhren an Ufern und Dämmen gräbt, die auch mal einbrechen können. Ein auszurottender Schädling ist er trotzdem nicht, stattdessen ist Aufklärung gefragt um solchen
Konflikten entweder frühzeitig ganz vorzubeugen oder sie bei Eintritt wenigstens zu entschärfen.
Für die verschiedenen Probleme gibt es meist ganz einfache Lösungen, und nur wenn es wirklich gar nicht anders geht sind Fang oder Tötung eines Bibers naturschutzrechtlich überhaupt zulässig. Auch hier ist das fachkundige Urteil eines Biberberaters entscheidend.
Mensch und Biber müssen sich also vertragen, und Biberberater tun ihr Möglichstes, es beiden Parteien so leicht wie möglich zu machen.
Im Landkreis Harburg steht der Biber erst am Beginn seiner Rückkehr und auch das Bibermanagement ist erst im Aufbau begriffen. Dies ist eine Chance die es zu nutzen gilt!
Zum einen kann der Biber in eine naturnahe Landschafts- und Gewässergestaltung einbezogen werden - schließlich gibt es keinen besseren Ökosystem-Manager wie ihn! Gerade der Hochwasserschutz,
stets wichtiges Thema entlang der Elbe nicht erst in Zeiten des Klimawandels, geht Hand in Hand mit der Rückkehr des Bibers. Er ist es, der mit seinen Bauwerken das Wasser in der Landschaft hält,
wo es versickern und verdunsten kann und damit der Wasserabfluss extrem verzögert wird. Diese Kappung der Hochwasserspitzen bremst hohe Wasserstände ganz einfach und natürlich aus. Wenn die
Niederschläge mal nicht so extrem ausfallen und stattdessen Trockenheit herrscht – dann dient sein System der Wasserrückhaltung schließlich den Landwirten und ihren Feldern
Zum anderen kann schon jetzt durch Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit Wissen und Verständnis bei Betroffenen und Interessierten aufgebaut werden, bevor es zu Konflikten kommt. So können viele
Maßnahmen zum Schutz vor Biberschäden auch vorsorglich getroffen werden, wenn absehbar ist, dass sich ein Revier in Bildung befindet.
Wenn Sie also ein (mögliches) Biberproblem haben, dann wenden Sie sich gerne an einen der Biberberater im Landkreis Harburg - Kontaktinformationen siehe unten!
Lieber Naturfreund: auch wenn Sie unbedingt mal einen Biber „in natura“ sehen möchten, so bleiben Sie bitte unbedingt in den Natur- und Landschaftsschutzgebieten auf den ausgewiesenen Wegen. Sie erweisen der Natur und sich selbst keinen Gefallen, wenn sie auf der Suche nach diesem putzigen Wasserkobold seinen Lebensraum und den vieler anderer Arten (zer)stören.
Selbst Biberberater, die bei Bedarf über notwendige Ausnahmegenehmigungen verfügen um etwa Naturschutzgebiete zu betreten zu dürfen um Biberspuren zu kartieren, bekommen nicht dauernd einen zu
Gesicht.
Meist sind es eben nur diese Spuren die auf die Anwesenheit des Nagers hinweisen: angenagte Bäume oder gefällte mit dem charakterischen konischen Stumpf, frische Äste deren Rinde komplett abgenagt ist, oder auffällige schmale Trampfelpfade vom Gewässer ins Feld.
Achten Sie einfach bem Spaziergang in Gewässernähe vom Weg aus auf ebensolche Spuren, etwa an Seeve, Luhe, Illmenau oder in Elbnähe. Wenn Sie Angler sind, dann kennen Sie vermutlich noch ganz
andere geeignete Orte!
Eine kleine Chance ihn leibhaftig zu sehen dürfte nur in der Dämmerung bestehen, verbringt er doch den Tag meist im Bau. Am ehesten bieten sich also die Sommermonate an, wenn es lang hell bleibt. Hunde sind dabei selbstverständlich an der Leine zu halten, und dass nicht nur wegen der äußerst schmerzhaften Chance auf Bekanntschaft mit den extrem scharfen Nagezähnen des Bibers…
Wir können ihnen aus sicher nachvollziehbaren Gründen keine exakten Orte bekannter Vorkommen und Spuren nennen, um keinen "Bibertourismus" entstehen zu lassen.
Wenn Sie Ihre Biberberater vor Ort unterstützen möchten, dann berichten Sie diesen jedoch gerne von Ihren Entdeckungen! Sie helfen so, unser Wissen über die sich entwickelnde Biberpopulation im Landkreis zu vergrößern und unterstützen Mensch und Biber bei der Zusammenarbeit. Kontaktinformationen zu den Biberberatern im Landkreis finden Sie nachstehend.
Biberberater im Landkreis Harburg:
Ingo Ahrens (NABU Winsen), 21423 Winsen
04171.5195704
Uwe Wieschowski (Horster Fischerei- und Naturschutzgemeinschaft), 21217 Seevetal
04105.4659
Roger Günzel (BUND)
04176.911931 rogerguenzel@gmx.de
Interessante Links zum Thema:
Informationsseite des Landkreis Harburg
NaturPlus-Ausgabe des LK Harburg zum Thema
Bibermanagement
Bibermanagement - Die Biberburg