Für jeden Monat hat unsere NABU-Gruppe eine Pflanze ausgewählt, die bekannter gemacht werden soll. Vor allem zur Winterszeit, wenn wachsende oder gar blühende Pflanzen eher selten sind, stellen wir aber auch mal einen Pilz vor.
Es handelt sich meist um Pflanzen (oder Pilze), die überall zu finden sind und oft auch im Garten der Natur wachsen. Der "Garten der Natur" befindet sich in Winsen auf dem ehemaligen Gartenschau-Gelände und wird von uns angelegt und weiterentwickelt als gärtnerische Anlage mit natürlichen und naturnahen Elementen.
Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris)
Familie: Kreuzblütengewächse
Beinah zu jeder Zeit hätte ich das Hirtentäschelkraut zur Pflanze des Monats machen können. Dieses anspruchslose Gewächs kommt fast überall vor und blüht das ganze Jahr über, außer während länger anhaltender Frostperioden. Ich hatte also kein Problem, dieses sehr vermehrungsfreudige Kraut zu finden, als ich mich am 1. Dezember auf die Suche nach einer Pflanze des Monats machte.
Je nach Standort und Nährstoffgehalt des Bodens erreicht das Hirtentäschelkraut (auch einfach „Hirtentäschel“) eine Höhe von 5 Zentimetern bis über einen halben Meter. Größere Exemplare reichen mit ihren Wurzeln fast einen Meter in den Boden. Die Pflanze bildet am Boden eine Blattrosette, deren einzelne Blätter grob gezähnte Ränder haben oder fiederteilig sind. Der aufrecht wachsende Stängel ist häufig verzweigt und mit einigen Blättern besetzt, deren pfeilförmiger Grund den Stängel umfasst. Das obere Ende des Stängels und, soweit vorhanden, der Nebenäste ist mit einem Blütenstand besetzt, der viele Einzelblüten enthält. Deren vier Blütenblätter sind weiß und messen ausgebreitet ca. 4 Millimeter. Die sich daraus entwickelnden flach dreieckigen oder herzförmigen Schötchen sitzen locker verteilt an dem während der Fruchtreife kräftig wachsenden Stängel.
Trotz ihrer geringen Größe produzieren die Blüten durchaus Nektar und sie werden gern von kleinen Bienenarten, Schwebfliegen und anderen Bestäubern angeflogen. Reife Früchte mit Samen findet man von April bis Dezember. Den besten Wuchs zeigt das Hirtentäschelkraut auf offenen, nährstoffreichen Böden, zum Beispiel an Weg- und Straßenrändern, in Gärten und auf Äckern. Es ist bei uns sehr häufig.
Die Form der Früchte des Hirtentäschels (der Schötchen) erinnert an die von Taschen, die Hirten in früheren Zeiten bei ihrer Arbeit mit sich führten. Auch der wissenschaftliche Name bedeutet dies (Bursa = Tasche, pastoris = zum Hirten gehörig).
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Dezember 2019)
Kohl-Gänsedistel (Sonchus oleraceus)
Familie: Korbblütengewächse
Ersten Frost hatten wir dieses Jahr bereits Ende Oktober. Bei 4 Grad unter null sind viele Pflanzen erfroren, sogar das ansonsten unverwüstliche Knopfkraut. Die Gänsedisteln jedoch haben zunächst überlebt.
Die Kohl-Gänsedistel ist eine einjährige Pflanze, die eine Höhe von einem Meter (selten mehr) erreicht. Der Stängel ist hohl, aber stabil und hat meist einige Verzweigungen. Mit ihrer tief in den Boden reichenden Pfahlwurzel gilt die Kohl-Gänsedistel als Pionierpflanze. Die recht weichen Blätter sitzen wechselständig am Stängel. Ihre grüne Farbe hat einen Stich ins Bläuliche. Der Blattrand verläuft buchtig und ist mit vielen weichen Zähnchen besetzt. Die Basis der Blätter umfasst den Stängel mit spitz zulaufenden „Öhrchen“. Blütenkörbchen erscheinen, meist zu mehreren gebündelt, an den Enden der Stängel bzw. Verzweigungen. Sie sind voll aufgeblüht etwa 2,5 Zentimeter breit und bestehen aus einer Vielzahl von hellgelben Zungenblüten. Im November ist die Hauptblütezeit zwar bereits vorbei, aber man trifft die Kohl-Gänsedistel bis zum Eintreten längerer Frostperioden immer noch an. Die Befruchtung der Blüten erfolgt durch Insekten, wie Bienen und Schwebfliegen.
Als ausgesprochener Kulturfolger gedeiht die Kohl-Gänsedistel auch innerhalb der Ortschaften, zum Beispiel auf Wegrändern, Gärten und Unkrautfluren. Man findet sie auch im Offenland, auf Brachflächen, Ackerrändern und Abfallplätzen. Von ihrem ursprünglichen Vorkommensgebiet aus, der gemäßigten Zone Europas und Asiens (und Nordafrika), hat sie sich inzwischen fast weltweit ausgebreitet. Dazu beigetragen hat wohl, dass sie zeitweise als Gemüsepflanze genutzt und früher sogar angebaut wurde.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, November 2019)
Herbst-Löwenzahn (Leontodon autumnalis)
Familie: Korbblütengewächse
Habichtskraut, Pippau, Ferkelkraut, Gänsedistel…alle blühen sie gelb und spät im Jahr. Nicht leicht zu unterscheiden, zumal es bei uns jeweils mehrere Arten davon gibt. Weil ich den Herbst-Löwenzahn, der auch in diese Gruppe ähnlich aussehender Korbblütler fällt, zur Pflanze des Herbst-Monats Oktober mache, habe ich mir die zum Erkennen nötigen Merkmale eingeprägt und mich auf die Suche begeben….und wundere mich, wie oft man diese Pflanze findet, wenn man nur genau hinschaut.
Wie der gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum) bildet auch der Herbst-Löwenzahn eine grundständige Blattrosette. Die länglichen Blätter sind zwar nicht ganz so wild gezackt wie bei jenem, aber doch schrotsägeförmig fiederteilig. Während die ähnlichen Ferkelkräuter behaarte Blätter aufweisen, sind die des Herbst-Löwenzahns kahl. Aus der Rosette erheben sich ein bis mehrere, bis zu einem halben Meter hohe Blütenstängel. Diese sind nicht oder wenig verzweigt. An den Enden des Stängels bzw. der Verzweigungen sitzt je ein Blütenkörbchen, deren Einzelblüten alle mit einem zungenförmigen gelben Blütenblatt ausgestattet sind. Das Körbchen hat eine Breite von etwa 3 Zentimetern und ist damit kleiner als der Blütenstand des gewöhnlichen Löwenzahns. Alle Blüten sind zwittrig und werden gern von verschiedenen Insekten aufgesucht, wie Bienen, Schmetterlingen, Hummeln und Schwebfliegen. Der Herbst-Löwenzahn blüht vom Hochsommer bis zum Oktober.
Da ich den Herbst-Löwenzahn kaum suchen musste, um ihn zu finden, gehe ich davon aus, dass die Angaben zu seinem Vorkommen in der Bestimmungsliteratur, wonach der „sehr häufig“ ist, auch auf den Bereich von Winsen zutreffen. Er benötigt stickstoffsalzreichen Boden und wächst auch auf verdichteten Standorten, wie grasige Wege, Straßenränder oder Gewerbegebiete.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, September 2019)
Vogelknöterich (Polygonum aviculare)
Familie: Knöterichgewächse
Dem Boden anliegend, rankt ein kleines Gewächs mit unscheinbaren Blüten über unbefestigte Wege, aus den Ritzen im Straßenpflaster und auf verdichteten Böden, wo kaum eine andere Vegetation aufkommt. Die Pflanze ist unempfindlich gegen Tritt und sogar gegen gelegentliches Überfahren, ob mit Fahrrad oder Auto. Ein solcher Überlebenskünstler ist der Vogelknöterich.
Die Stängel des Vogelknöterichs sind reich verzweigt und werden bis zu einem halben Meter lang, bleiben gewöhnlich aber kürzer. Dabei liegen sie meist dem Boden an und wachsen oft nur an den Enden wenige Zentimeter empor. Die Stängel haben an jeder Verzweigung eine Verdickung (Knoten, daher der Name Knöterich). Die schmalen, um die drei Zentimeter langen Blätter haben keinen oder nur einen kurzen Stiel. Die Blüten stehen zu 1 bis 3, selten mehr, in den Blattachseln. Sie sind meist rosa gefärbt, aber nur etwa drei Millimeter groß. Da sie keinen Nektar bilden, werden sie kaum von Insekten besucht. Die Befruchtung erfolgt im Wesentlichen durch Selbstbestäubung.
Einige Standorte, auf denen man den Vogelknöterich findet, wurden bereits oben genannt. Darüber hinaus wächst er häufig auch in Gärten und auf Äckern. Allgemein bevorzugt die Art Rohböden oder Sandböden, die reich sind an Stickstoffsalzen. Die Blütezeit des Vogelknöterichs reicht von Mai bis in den Oktober hinein.
Der Vogelknöterich wird von alters her als Vogelfutter verwendet, wie dem Namen zu entnehmen. In der Heilkunde wurde er früher als Auswurf
förderndes Mittel angewandt.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, September 2019)
Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea)
Familie: Korbblütengewächse
Die Strahlenlose Kamille ist ein äußerst zähes Gewächs. Bei uns vorm Haus gibt es einige Exemplare, die in den Lücken der Straßenpflastersteine wachsen, heiße Sonnenstrahlung, Überflutung bei starkem Regen und sogar gelegentliches Überfahren durch Autos und den Tritt von Mensch und Tier ertragen.
Die Pflanze ist eher unscheinbar und wird nur ausnahmsweise bis ca. 40 cm hoch. Die Exemplare zwischen den Pflastersteinen vor unserem Haus erreichen nur etwa 5 bis 10 cm Größe. Der Stängel ist oft schon vom Grund an verzweigt und aufrecht. Die Blätter sind zwei bis etwa fünf Zentimeter lang und an den Rändern in feine Zipfel gespalten. Die gelblich-grünen Blütenkörbchen an den Enden der zahlreichen Verzweigungen sind einen halben bis knapp über einen Zentimeter breit und besitzen im Gegensatz zur Echten Kamille keine weißen Zungenblüten am Rand.
Die Blütezeit der Strahlenlosen Kamille reicht von Juni bis September, oft auch bis Oktober. Sie bevorzugt offenen, nährstoffreichen Lehm- oder Tonboden, begnügt sich aber auch mit eher sandigen Standorten. Die Blüten werden von Insekten bestäubt oder sind selbstbefruchtend. Die Früchte verschleimen bei Nässe, bleiben an den Füßen von Tieren, Schuhen von Menschen oder Autoreifen kleben und werden so weit verbreitet. Die Zähigkeit der Pflanze dient somit auch der Fortpflanzung.
Man findet die Strahlenlose Kamille an sonnigen Plätzen überall im Siedlungsbereich, u.a. an Straßenrändern (und sogar auf der Straße), auf Schotterflächen und ungenutztem Land. Ebenfalls heimisch ist sie z.B. auf Ackerbrachen und in Abbaugruben.
Die ganze Pflanze duftet ähnlich wie die Echte Kamille, besonders die Blüten. Ihr ätherisches Öl ist allerdings anders zusammengesetzt, so dass man sie nicht als Ersatz verwenden kann.
Die Strahlenlose Kamille ist ein Neuling (Neophyt). Die aus Nordostasien und dem westlichen Nordamerika stammende Pflanze trat erst 1852 erstmals in
Europa auf und hat sich schnell über weite Teile des Kontinents verbreitet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, August 2019)
Breitblättrige Sumpfwurz (Epipactis helleborinae)
Familie: Orchideen
Ja, es gibt Orchideen nicht nur in den Blumenläden. Allerdings muss man bei unserer häufigsten Art, der Breitblättrigen Sumpfwurz (oder auch Sumpf-Stendelwurz) schon recht genau hinschauen, um sie als Angehörige dieser Pflanzenfamilie zu erkennen.
Dabei kann diese Pflanzenart durchaus zu stattlichen Exemplaren mit einer Höhe ihres Stängels bis zu einem Meter heranwachsen. Die unteren zwei Drittel des Stängels sind mit ovalen Blättern von bis 15 cm Länge und bis 10 cm Breite besetzt. Die Orchideen-Natur der Sumpfwurz lässt sich schon am parallelen Verlauf der Blattnerven erkennen. Das obere Drittel des Stängels ist mit einigen wenigen bis zu mehreren Dutzend Blüten mit Durchmessern von 2-3 cm sowie deren Tragblättern besetzt, die für ein Mitglied dieser Pflanzenfamilie eher unscheinbar anmuten. Bei näherem Hinsehen erkennt man aber den typischen Aufbau: 3 gleichartige Kelchblätter bilden die äußere Blütenhülle, 3 Blütenblätter die innere. Von letzteren ist die nach unten gerichtete als „Lippe“ ausgebildet, die im Gegensatz zu den grünlichen oder rötlichen anderen Teilen der Blüte weißlich oder rosa ist und als Landeplatz für bestäubende Insekten dient.
Die Breitblättrige Sumpfwurz blüht von Juni bis August. Die Früchte sind hängende Kapseln, die sich bei trockenem Wetter öffnen und je Kapsel bis zu 10.000 winzige Samen freisetzen. Diese werden vom Wind unter Umständen kilometerweit verfrachtet. Vegetativ vermehrt sich die Sumpfwurz durch ihren langen Wurzelstock, so dass die Pflanze oft truppweise anzutreffen ist.
Vorkommen der Breitblättrigen Sumpfwurz sind bei uns in Vielzahl bekannt, so etwa in der Elbmarsch bei Drage und Drennhausen, in der Nähe von Wulfsen, südlich von Luhdorf, bei Radbruch usw. Die Pflanze stellt keine sonderlich hohen Ansprüche an Boden und Feuchtigkeit, bevorzugt aber kalkreiche sickerfeuchte Standorte. Meist findet man sie an Weg-, Wald- und Grabenrändern, weil sie gern im Halbschatten wächst und weil dort die Pilzarten vorkommen, mit denen sie in Symbiose (Mykorrhiza) lebt.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juli 2019)
Schöllkraut (Chelidonium majus)
Familie: Mohngewächse
In der Altstadt von Winsen gab es zu meiner Kindheit verschiedene Flächen, auf denen Bauschutt lagerte oder wo dieser nur oberflächlich mit Boden bedeckt war. Dort wuchsen große Mengen des Schöllkrautes. Das haben wir nicht gerade geliebt, denn schon bei leichter Berührung knickte ein Blatt oder Stängel und der austretende orangefarbene Saft klebte einem an den Beinen.
Das Schöllkraut ist eine mehrjährige Staude, die stattliche Ausmaße annehmen kann und bis dreiviertel Meter hoch wird. Die breiten hellgrünen Blätter sind buchtig eingekerbt. Am oberen Ende der Stängel sind jeweils zu mehreren die nur ca. zwei Zentimeter großen Blüten vorhanden, die kaum Ähnlichkeit mit denen anderer Mohngewächse haben. Die vier Blütenblätter sind satt gelb. In deren Mitte sieht man viele freie Staubblätter und den grünen Griffel. Aus den Blüten, die gern von Insekten aufgesucht werden, wächst nach der Befruchtung eine dünne, bis etwa fünf Zentimeter lange Kapsel. Darin befinden sich die schwarzen Samen, an denen ein weißlicher Auswuchs haftet (Caruncula).
Das Schöllkraut blüht von Mai bis Oktober. Die nach der Fruchtreife ausfallenden Samen werden von Ameisen verbreitet, die vom Caruncula angelockt werden. Die Pflanze liebt stickstoffsalzhaltigen Boden und kommt deshalb im Siedlungsbereich, etwa auf Schuttplätzen, auf Wegrändern und sogar in Mauerritzen, verbreitet vor.
Der Saft des Schöllkrautes enthält einen ganzen Cocktail an Chemikalien und ist giftig.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juni 2019)
Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum)
Familie: Spargelgewächse
Manch einer mag sich schon gewundert haben, dass da auf seinem Rasen ganze Pulks von Krokussen wachsen, ohne dass jemals Blüten zu sehen sind. Bei solchen Pflanzen dürfte es sich um den Dolden-Milchstern handeln, dessen Blätter denen des Krokus ähneln. Allerdings entwickeln sich die Blüten des Milchsterns erst im Mai, wenn die Blätter bereits wieder beginnen abzusterben. Der Rasenmäher sorgt dafür, dass man die die Blüten nie zu sehen bekommt.
Bereits im Februar wachsen aus den Zwiebeln des Dolden-Milchsterns vier bis sechs grundständige Laubblätter, die über 20 Zentimeter lang werden können, aber nur 2 bis 6 Millimeter breit sind. Sie stehen aufrecht, sind kräftig grün gefärbt und besitzen, wie die der Krokusse, einen weißen Mittelstreif. Bis zu zwölf Blüten von etwa 4 Zentimeter Durchmesser bilden einen doldenähnlichen Blütenstand. Die sechs Blütenblätter pro Blüte sind oberseits weiß und auf der Unterseite mehr oder weniger grünlich gefärbt. Die Blütezeit reicht, je nach Verlauf des Wetters von April bis Juni.
Der Dolden-Milchstern gilt in Deutschland als verbreitet und nicht gefährdet. Man findet ihn bevorzugt auf lehmigem Boden an Wegrändern sowie trockenen bis mäßig feuchten Wiesen. Er ist nicht besonders häufig, aber er kann auf für ihn günstigen Standorten größere Bestände bilden.
Bei uns setzt der Dolden-Milchstern, wenn überhaupt, nur wenige Samen an. Er vermehrt sich aber auch durch Brutzwiebeln, die z.B. von Wühlmäusen verschleppt werden können.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Mai 2019)
Wunder-Lauch (Allium paradoxum)
Familie: Lauchgewächse
Die Blätter des Wunder-Lauchs, die schon ab März wachsen, könnte man mit einem breitblättrigen Gras verwechseln. Der intensive Knoblauchduft der Pflanze zeigt aber, dass es sich hier um ein Lauchgewächs handelt. Wenn dann im April bis in den Mai hinein die Blüten erscheinen, ist eine Verwechslung kaum noch möglich.
Wie für diese Pflanzenfamilie typisch, überdauert der Wunder-Lauch den Winter als Zwiebel im Boden. Diese hat einen Durchmesser von ca. 1 Zentimeter. Daraus wächst im Frühling meist nur ein grundständiges Laubblatt von ca. 20 Zentimeter Länge und 1 bis 2 Zentimeter Breite. Manchmal wachsen auch zwei bis drei der frischgrünen, etwas glänzenden Blätter aus einer Zwiebel. Später wachsen die dreikantigen, bis zu 30 Zentimeter langen und blattlosen Blütenstängel empor, an deren Enden sich meist nur ein bis zwei, manchmal aber auch fünf oder mehr Blüten entwickeln. Die weißen Blüten mit ihren sechs Blütenblättern haben mehrere Zentimeter lange Stiele und hängen glockenartig über. Außerdem sind an den Enden der Stängel bis zu zwanzig kleine hellgrüne Brutzwiebeln vorhanden, die der vegetativen Vermehrung dienen.
Der Wunder-Lauch ist bei uns nicht sonderlich häufig, wächst aber an seinen Standorten meist rasenartig in größeren Beständen. Man findet ihn in Winsen zum Beispiel an der Luhe im Schlosspark. Er braucht einen nährstoffreichen Boden, der im Sommer trocken und warm sein sollte, gern halbschattig unter Bäumen. Der Wunder-Lauch stammt ursprünglich aus dem Mittleren Osten (Iran, Kaukasus).
Mit dem Bärlauch hat der Wunder-Lauch (oder Seltsamer Lauch, wie er auch genannt wird) gemeinsam, dass er essbar ist und genau wie dieser verwendet werden kann.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, April 2019)
Garten-Schaumkraut (Cardamine hirsuta)
Familie: Kreuzblütengewächse
Schon seit Mitte Februar müht sich ein Pflänzchen durch eine Ritze zwischen den Pflastersteinen vor unserer Haustür. Sogar ein kleiner Blütenstand auf einem noch sehr kurzen Stängel ist zu sehen. Ich möchte wissen, was das für ein wetterhartes Gewächs ist, zücke mein Bestimmungsbuch und lande beim Garten-Schaumkraut.
Die Zugehörigkeit zur Familie der Kreuzblütengewächse lässt sich an den Blütenblättern abzählen: Vier Stück davon, je zwei kreuzförmig gegenüber. Zugegeben, an den derzeit nur teilweise offenen Blüten ist das noch nicht so gut zu erkennen. Die Zahl der weißen Blüten in der Traube am Ende der Stängel ist nicht sehr hoch. Der Stängel, jetzt nur wenige Zentimeter hoch, wird sich im Lauf des Frühlings noch deutlich strecken und kann durchaus 25 Zentimeter lang werden. Meist wachsen auch weitere Stängel mit Blütenständen. Unterhalb der Blüten sitzen meist nur zwei Blätter an den Stängeln. Üppiger ist da schon die Blattrosette am Grund, aus der die Stängel hervor kommen. Alle Blätter sind in ein bis vier Paar einzelne Fiedern geteilt und besitzen endständig ein größeres Blättchen (unpaarig gefiedert). Da auf Teilen der Blätter Haare vorhanden sind (siehe Foto), wird die Pflanze auch „Behaartes Schaumkraut“ genannt.
Das Garten-Schaumkraut, ehedem eine seltene Art, hat sich im Mitteleuropa seit den siebziger Jahren geradezu explosionsartig verbreitet. Heute ist es bei uns überall häufig und kommt darüber hinaus durch Verschleppung fast weltweit vor. Die Pflanze ist typisch für Standorte wie Gärten, Parkanlagen, Ruderalstellen und Wegraine.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, März 2019)
Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus)
Familie: Schwertliliengewächse
Krokus ist nicht gleich Krokus. Wer hätte gedacht, dass die Gattung weltweit über 200 Arten umfasst? Dem versierten Gärtner wird aufgefallen sein, dass einige Krokusse bereits im Februar blühen, wenn das Wetter es zulässt, und andere erst im Zeitraum März-April. Natürlich spielt der Standort – mehr oder weniger sonnig – eine Rolle, aber auch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Arten.
Der Elfen-Krokus ist eine ausdauernde Pflanze, die als Knolle (keine Zwiebel) im Erdboden überwintert. Blätter und Blüten werden sehr früh im Jahr, bereits ab dem ausgehenden Winter, neu gebildet und sterben im Verlauf des Sommerhalbjahres wieder ab. Diese Krokus-Art wird bis über 15 Zentimeter groß, bleibt meist jedoch deutlich kleiner. Die grundständigen Laubblätter, häufig 6 pro Pflanze, sind parallelnervig und schmal. Typisch für die Gattung Crocus ist der weiße Mittelstreifen. Die Blätter erscheinen gleichzeitig mit den Blüten. Letztere sind zwittrig und im unteren Teil zu einer langen, ca. 3 Millimeter durchmessenden Röhre verwachsen. Die 6 in zwei Kreisen zu je 3 angeordneten Blütenblätter sind gleichgestaltig, oberhalb der Röhre bis über 4 Zentimeter lang und beim Elfen-Krokus meist einfarbig blassviolett bis lila. Die Befruchtung erfolgt durch Insekten, insbesondere Hummeln. Nach der Befruchtung schiebt sich eine dreifächrige Kapsel mit einer Vielzahl von Samen aus dem Boden.
Das natürliche Verbreitungsgebiet des Elfen-Krokus liegt in Südosteuropa. Dort wächst er z.B. in Laubwäldern, meist auf kalkhaltigen Böden. Spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Art in Kultur und seitdem wohl auch in Mitteleuropa als Zierpflanze verbreitet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Februar 2019)
Mäuseschwänzchen – Später Zapfenrübling (Baeospora myosura)
Familie: Schwindlingsverwandte
Einigermaßen erstaunt bin ich, als ich beim Laub harken auf einem halb im Boden steckenden Kiefernzapfen eine ganze Kolonie winzig kleiner Pilze entdecke. Ich bücke mich also, um mir das genauer anzusehen. Dabei fällt mein Blick auf weitere Zapfen, die von Nachbars Kiefer stammen und wohl schon längere Zeit auf unserem Rasen liegen. Ein Großteil davon trägt auch so einen Bewuchs, jeweils eine kleine Welt für sich.
Die Bestimmung ergibt, dass es sich um das „Mäuseschwänzchen“ handelt, auch bekannt als „Später Zapfenrübling“. Der Pilz wächst ab Herbst bis in den Winter in kleinen Kolonien, seltener auch einzeln. Die weißlichen Stiele sind 1 bis 2 Millimeter dick und wenige Zentimeter lang. Der hellbraune Hut ist zunächst halbkugelig, später flach ausgebreitet und hat einen Durchmesser von 5 bis 20 Millimetern. Die Lamellen auf der Unterseite des Hutes sind zunächst weiß, später gelblich und stehen recht dicht.
Die kleinen Pilze wachsen ausschließlich auf verrottenden Zapfen, meist von Fichten, aber wie in diesem Fall, auch von Kiefern. Seltener findet man sie auf Zapfen von Douglasien oder Lärchen. Er ist in den Nadelwäldern weiter Teile Europas, Asiens und Amerikas verbreitet und meist auch häufig. Durch die Beliebtheit von Nadelbäumen als Ziergehölz hat der Pilz auch Einzug in viele Gärten gehalten.
Das Mäuseschwänzchen ist nicht giftig und gilt bis auf den zähen Stiel sogar als essbar. Sonderlich ergiebig ist es allerdings nicht. Es gibt eine Reihe weiterer „Zapfenpilze“. Diese bilden ihre Fruchtkörper aber meist erst im Frühling.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Januar 2019)