Für jeden Monat hat unsere NABU-Gruppe eine Pflanze ausgewählt, die bekannter gemacht werden soll. Vor allem zur Winterszeit, wenn wachsende oder gar blühende Pflanzen eher selten sind, stellen wir aber auch mal einen Pilz vor.
Es handelt sich meist um Pflanzen (oder Pilze), die überall zu finden sind und oft auch im Garten der Natur wachsen. Der "Garten der Natur" befindet sich in Winsen auf dem ehemaligen Gartenschau-Gelände und wird von uns angelegt und weiterentwickelt als gärtnerische Anlage mit natürlichen und naturnahen Elementen.
Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale)
Familie: Schachtelhalmgewächse, Equisetaceae
In manchen Laubwäldern, da wo auf feuchtem Untergrund Eichen und Buchen wachsen, findet man gelegentlich den Winter-Schachtelhalm, der nur aus einem aufrechten Halm besteht. Meist tritt er in größeren Beständen auf, die besonders zur kalten Jahreszeit durch ihre grüne Färbung auffallen, wenn die meisten anderen Pflanzen abgestorben sind oder ihr Laub abgeworfen haben.
Der Winter-Schachtelhalm wächst aufrecht, wird bis 1,3 Meter groß, bleibt meist aber deutlich kleiner. Der Durchmesser beträgt einen halben bis einen Zentimeter. Die Stängel sind, wie bei Schachtelhalmen üblich, gegliedert und weisen fast nie Verzweigungen auf. Die Stängelscheiden zwischen den Gliedern sind charakteristisch weiß-schwarz geringelt. Ein Teil der Stängel trägt im Sommer Ähren, in denen sich Sporen bilden. Ähren tragende und unfruchtbare Stängel unterscheiden sich ansonsten nicht.
Der Winter-Schachtelhalm ist nicht häufig, doch wächst er, wo man ihn findet, meist in größeren Beständen. Er braucht feuchten Untergrund, wie Auenwälder, Quellmoore und weitere Waldtypen, in denen das Grundwasser zeitweise hoch ansteht. Er ist sowohl in Europa und Asien als auch Nordamerika weit verbreitet. Bei uns ist der Winter-Schachtelhalm auch wegen der fortschreitenden Entwässerung seiner Lebensräume selten. Gemäß Roter Liste für Niedersachsen gilt er als gefährdete Art.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Dezember 2021)
Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum)
Familie: Korbblütengewächse, Asteraceae
Die Geruchlose Kamille ist einer von diesen Dauerblühern, deren Blüten man von Juni bis in den November hinein findet, jedenfalls solange noch kein stärkerer Frost übers Land gegangen ist. Unter anderem Dank dieser wackeren Gewächse ist überhaupt möglich, auch zu fortgeschrittener Jahreszeit eine „Pflanze des Monats“ zu präsentieren.
Die Geruchlose Kamille (auch Falsche Strandkamille genannt) ist eine einjährige krautige Pflanze, die je nach Bedingungen des Standorts ganz verschieden groß werden kann. Da gibt es Exemplare, die weniger als 20 Zentimeter hoch wachsen und andere, die bis 80 Zentimeter Höhe erreichen. Der Stängel ist aufrecht oder leicht gebogen und nur in der oberen Hälfte locker verzweigt. Die Blätter stehen wechselständig am Stängel und sind zwei- bis dreifach geteilt, geradezu in lange pfriemliche Zipfel zerschlitzt. Die Blüten sitzen am Ende des Stängels bzw. an den Enden seiner Verzweigungen. Was landläufig als „Blüte“ bezeichnet wird, ist bei der Geruchlosen Kamille, wie bei allen Asteraceae, ein ganzer Blütenstand (Körbchen). Innen befinden sich viele gelbe röhrenförmige Scheibenblüten, die von 15 bis 30 Randblüten umgeben sind. Diese tragen nach außen gerichtete weiße „Zungen“. Die Blütenkörbchen haben insgesamt einen Durchmesser von 2,5 bis 4,5 Zentimetern.
Die Geruchlose Kamille bevorzugt nährstoffreichen und lockeren mehr oder minder sandigen Ton- und Lehmboden, der möglichst wenig Kalk enthalten sollte. Bei uns ist die Pflanze häufig entlang von Straßen und Wegen und auf Ackerflächen und Brachen zu finden. Die Art gilt als nicht gefährdet.
Wie der Name sagt, fehlt der Geruchlosen Kamille weitgehend der typische Duft der Echten Kamille. Selbst wenn man die Blütenkörbchen zerreibt ist kaum ein Geruch wahrzunehmen.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, November 2021)
Rote Borstenhirse (Setaria pumila)
Familie: Süßgräser, Poaceae
Viele der heimischen Gräser sind eher unscheinbare Pflanzen. Nicht so die Rote Borstenhirse. Zum einen wächst sie auch an Straßen und Wegen auf Rabatten und Beeten in den Ortschaften und zum anderen ist sie mit teils über einem Meter Höhe und den langen Blüten- und Samenständen eine auffallende Erscheinung.
Die Rote Borstenhirse erreicht, je nach den Bedingungen, die der Standort bietet, eine Höhe von 10 Zentimetern bis 1,3 Metern. Die Stängel wachsen in Büscheln meist straff aufrecht. Die Blätter des Grases sind bis zu 30 Zentimeter lang und einen halben bis einen Zentimeter breit, oben rau und auf der Unterseite glatt. Der Blütenstand am Ende des Stängels ist etwa bleistiftdick, wirkt aber durch die zahlreichen gelblichen oder roten Borsten (Name!) erheblich breiter. Es handelt sich trotz des Aussehens nicht um eine Ähre, sondern um eine Rispe, denn die einzelnen Blüten (Ährchen) sitzen zu mehreren auf sehr kurzen Nebenästen und nicht direkt am Stängel. Die Rispe kann bis zu 15 Zentimeter lang werden.
Die Pflanze ist einjährig. Die gesamte Entwicklung vom Samenkorn bis zur nächsten Samenreife verläuft innerhalb einer Vegetationsperiode. Die Blütezeit fällt in die Monate Juli bis September. Jetzt im Oktober sind die Rispen reif und blassgelb verfärbt. Schon leichtes Schütteln an den Halmen genügt, um die ungefähr 3 Millimeter großen Samen herausfallen zu lassen.
Die Rote Borstenhirse bevorzugt lockeren und nährstoffreichen Sand- oder Lehmboden. Vielfach werden als Wuchsorte Äcker und Weinberge angeführt. Ich habe sie bei uns zumeist an Wegrändern, Bahndämmen und Brachflächen gefunden. Selbst auf Baumscheiben am Straßenrand kommt sie häufig vor. In Mittel- und Südeuropa ist dieses Gras weit verbreitet, kommt aber auch in Nordafrika und Teilen Asiens vor. Es kommt darüber hinaus in vielen Gebieten der Welt als eingeschleppter Neophyt vor.
Die Samen werden von verschiedenen Vogelarten gefressen. Man verwendet sie als Futter für Stubenvögel. Dafür wird die Rote Borstenhirse mancherorts sogar angebaut.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Oktober 2021)
Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
Familie: Korbblütengewächse, Asteraceae
Wir kriegen sie ja doch nicht wieder weg, also können wir sie bald mal als heimische Pflanze ansehen. Die Rede ist von der Kanadischen Goldrute, einer Pflanze aus Nordamerika, die nicht mehr ganz so neu in unserer Flora ist und in zusagenden Lebensräumen ziemlich dominant sein kann. Tatsächlich kennt man sie in Europa bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts.
Die Kanadische Goldrute ist eine ausdauernde krautige Pflanze, also eine Staude. Sie wird von 50 Zentimeter bis über 2 Meter hoch und wächst meist straff aufrecht. Der Stängel ist mit feinen Härchen besetzt und trägt fast auf ganzer Länge länglich-lanzettliche Blätter, die zur Spitze hin einen gesägten Rand haben. Am Ende des Stängels befindet sich ein verzweigter Blütenstand, dessen Äste dicht mit gelben Blütenkörbchen von kaum 5 Millimeter Durchmesser besetzt sind. Die Körbchen wiederum setzen sich aus einzelnen Blüten zusammen, wobei die Röhrenblüten in der Mitte von Zungenblüten am Rand umgeben sind.
Die Kanadische Goldrute ist eine Ruderalpflanze, die bevorzugt auf Schutt, Gewässerrändern, brach liegenden Äckern und Auwäldern zu finden ist. Dort wächst sie häufig in großer Zahl, mit der Tendenz, sich weiter auszubreiten. Die Pflanze bildet viele unterirdische Ausläufer und kann pro Stängel bis zu 19.000 Samen erzeugen. Das kann zur Verdrängung heimischer Pflanzen und Tiere führen. Andererseits ist die Goldrute für Blüten besuchende Insekten höchst wertvoll, weil sie Nektar und Pollen zu einer Zeit im Jahr spendet, in der nicht mehr viele andere Pflanzen blühen.
Die Kanadische Goldrute kommt in Europa auf zusagenden Standorten überall vor. Selbst im Gebirge trifft man sie bis in Höhen von ca. 1.200 Metern an.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, September 2021)
Pastinak (Pastinaca sativa)
Familie: Doldenblütengewächse, Apiaceae
Der Pastinak, auch die Pastinake genannt, ist allgemein als schmackhaftes Wurzelgemüse bekannt. Hier geht es um dessen Wildform, den Wiesen-Pastinak, der auch bei uns stellenweise anzutreffen ist.
Der Pastinak ist ein zweijähriges Kraut, das eine Wuchshöhe von über einen Meter, ja manchmal sogar über zwei Meter erreichen kann. Der gefurchte Stängel ist aufrecht und im Bereich der Blütenstände meist reich verzweigt. Die Blätter sind gefiedert. Die Blütenstände am Ende der Stängel und der Verzweigungen sind doppelte Dolden, das heißt, am Ende jedes der bis zu 20 Strahlen der Hauptdolde sitzt ein „Döldchen“, auf deren Strahlen die nur etwa zwei Millimeter durchmessenden Blüten sitzen. Es sind fünf gelbe, nach unten gerollte Blütenblätter vorhanden. Die Wurzel ist verdickt (besonders bei der Kulturform) und duftet intensiv nach Möhren.
Der Pastinak bevorzugt nährstoffreichen Lehm- oder Tonboden, der aber locker sein sollte. Bei uns findet man ihn meist an Straßenrändern, auf Böschungen, aber auch auf Wiesen und an Ackerrändern. Die Pflanze ist in Europa weit verbreitet, wächst aber bei uns nur stellenweise häufiger (Ein Fundort bei Winsen liegt am Straßenrand auf dem Hausdeich gegenüber dem ehemaligen Furnierwerk). In der „Flora des Landkreises Harburg“ wird die Pastinake als „selten“ geführt. In Niedersachsen gilt sie gemäß Roter Liste aber nicht als gefährdet.
Am Geschmack des Gemüse-Pastinak scheiden sich anscheinend die Geister. Mal wird der Wohlgeschmack, nach Sellerie und Fenchel, gepriesen, mal wird der Geschmack als „penetrant möhrenartig“ bezeichnet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, August 2021)
Gewöhnliche Ochsenzunge (Anchusa officinalis)
Familie: Raublattgewächse, Boraginaceae
Die Gewöhnliche Ochsenzunge, auch nur „Ochsenzunge“ oder Gemeine Ochsenzunge genannt, zählt zu den typischen Ackerwildkräutern, denen man wegen des Einsatzes von Herbiziden in der Landwirtschaft und bei der „Pflege“ von Straßenrändern und Wegen immer seltener begegnet.
Die Gewöhnliche Ochsenzunge wächst als zweijähriges Kraut oder als mehrjährige Staude. Sie erreicht eine Höhe von über einem halben Meter. Der meist nur im Bereich des Blütenstandes verzweigte Stängel ist häufig bläulich-grün und behaart. Die um die 10 Zentimeter langen und etwa 2 Zentimeter breiten Blätter sind im unteren Teil des Stängels mit Blattstielen versehen und oben sitzend. Sie sind mit ihrer „Zungenform“ der Namengeber für die Pflanze. Der wie eine Rispe verzweigte Blütenstand enthält viele, oft dutzende von Einzelblüten. Diese sind zwittrig, knapp einen Zentimeter breit und bestehen aus jeweils fünf Kelch- und Kronblättern, die am Grund zu einer Kronröhre verwachsen sind. Die Blütenfarbe frischer Blüten ist zunächst rot und verfärbt sich dann zu einem satten blauviolett.
Die Gewöhnliche Ochsenzunge ist im östlichen Mitteleuropa weit verbreitet und kommt stellenweise auch in Westeuropa vor. Sie bevorzugt trockene Standorte, wie Weg- und Ackerränder, Dünen und Magerrasen. Bei uns gilt sie gemäß „Flora des Landkreises Harburg“ als sehr selten und so ist es kein Wunder, dass ich in der Umgebung von Winsen trotz intensiver Suche kein Exemplar für weitere Fotos finden konnte. In der Roten Liste für Niedersachsen wird sie als „gefährdet“ geführt.
Früher wurde die Ochsenzunge als Heilpflanze verwendet. Das ist nicht mehr der Fall, denn Teile der Pflanze sind giftig und krebserregend.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juli 2021)
Pfeilkresse (Lepidium draba)
Familie: Kreuzblütengewächse, Brassicaceae
Die Pfeilkresse, auch Gewöhnliche Pfeilkresse oder Herzkresse genannt, ist eine Staude von 30 bis 60 Zentimeter Höhe. Sie hat eine kräftige Pfahlwurzel, die eine Reihe von Ausläufern (Rhizome) bildet. An den Rhizomen bilden sich Tochterpflanzen, so dass die Pfeilkresse meist in „Herden“ auftritt. Die einzelnen Stängel wachsen aufrecht und sind im Bereich des Blütenstandes verzweigt. Die Stängel sind wechselständig mit Blättern besetzt. Dabei sind die unteren Blätter bis zu 15 cm lang und 5 cm breit, während die oberen oft wesentlich kleiner sind. Allen gemeinsam ist das Fehlen eines Blattstiels. Vielmehr sitzen die Blattspreiten direkt am Stängel und umfassen ihn mit ihrem herz- oder pfeilförmigen Grund. Der Blütenstand bildet einen dichten, oben abgeflachten Schirm mit zahlreichen Einzelblüten. Diese haben die für Kreuzblütler typischen vier Blütenblätter und einen Durchmesser von kaum mehr als einen halben Zentimeter. Die Blütenfarbe ist weiß, so dass ein größerer Bestand der Pfeilkresse wie mit Schaum bedeckt wirkt.
Die Pfeilkresse stammt angeblich aus dem Mittelmeergebiet, wurde aber bereits vor Jahrhunderten auch in Deutschland gefunden. Sie ist eine typische Pflanze der Wegränder, Bahndämmen und Hafenanlagen und kommt bevorzugt in klimabegünstigten Bereich mit geringem jährlichem Niederschlag und humusarmem Boden vor. In der Norddeutschen Tiefebene gibt es nur verstreute Vorkommen, meist entlang der Flüsse. Aus dem Landkreis Harburg liegt eine Handvoll Meldungen vor, an der Elbe und am Bahndamm bei Winsen. In den Mittelgebirgen dagegen ist die Art stellenweise durchaus häufig. In Niedersachsen gilt die Pfeilkresse als nicht gefährdet.
Auf der Insel Helgoland, wo die hier verwendeten Fotos gemacht wurden, gibt es große Bestände der Pfeilkresse. Die abertausenden von Blüten verströmen dort im Mai und im Juni einen honigartigen Wohlgeruch.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juni 2021)
Gewöhnlicher Reiherschnabel (Erodium cicutarium)
Familie: Storchschnabelgewächse, Geraniaceae
Der Name dieser Pflanze ist Programm. Dabei geht es nicht um Blüte oder Blatt, sondern um die Früchte, die zu spitzen und ziemlich langen Schnäbeln heranwachsen.
Der Gewöhnliche Reiherschnabel, auch Schierlings-Reiherschnabel genannt, ist ein einjähriges, manchmal zweijähriges Kraut, das zunächst eine flach am Boden ausgebreitete Blattrosette bildet und danach, je nach Standort, bis etwa 30 Zentimeter empor wächst. Pflanzen auf exponierten, trockenen Standorten erheben sich oft nur wenige Zentimeter über den Boden. Die Stängel sind behaart und die Blätter sind, wie die der Blattrosette, mehrfach fiederteilig. Zwei bis zehn Blüten bilden eine Dolde, die auf einem recht langen Blütenstängel sitzt. Die Blüten haben einen Durchmesser von etwa 15 Millimetern und besitzen fünf rosafarbene oder lila Blütenblätter. Die sich nach der Bestäubung entwickelnden „Fruchtschnäbel“ werden bis 40 Millimeter lang und sind während der Reife zurückgebogen wie ein Reiherhals.
Der Reiherschnabel ist eine Pionierpflanze, die trockenen Sandboden bevorzugt, aber auch auf steinigem Substrat oder lockerem Lehmboden wächst. Er ist typisch für Halbtrocken- und Magerrasen und wächst u.a. an Wegen, im Brachland und an Binnendünen. Selbst auf dem Schotter von Bahntrassen kommt er zurecht.
Der Gewöhnliche Reiherschnabel kommt bei uns auf geeigneten Flächen überall vor und ist weltweit verbreitet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Mai 2021)
Nacktstängeliger Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis)
Familie: Kreuzblütengewächse, Brassicaceae
Wieder so ein ebenso weithin unbekanntes wie unscheinbares Gewächs, dieser Bauernsenf. Dabei wächst er bereits im zeitigen Frühling und müsste wegen des weitgehenden Fehlens anderer Vegetation trotz seiner geringen Größe eigentlich auffallen.
Vielleicht liegt es ja eben an der geringen Größe dieser Pflanzenart. Sie besteht aus einer grundständigen Rosette aus länglichen, buchtig eingeschnittenen Blättern und einem oder wenigen aufrechten Stängeln mit endständigen Blütenständen. Die weniger als einen halben Zentimeter durchmessenden weißen Blüten haben, familientypisch, vier Blütenblätter, von denen die äußeren etwas länger sind als die inneren. Sie stehen zunächst gedrängt und befinden sich doldenartig nahezu auf einer Höhe. Später, wenn die Samen reifen, strecken sich die Stängel, so dass die herzförmigen Schötchen untereinander angeordnet sind. Die Stängel erreichen eine Höhe von ca. 20 Zentimetern, bleiben aber oft viel kleiner. Blätter sind an den Stängeln nicht vorhanden (Name!).
Der Nacktstängelige Bauernsenf ist eine einjährige Pflanze, die nach der Samenreife abstirbt und sich während einer Vegetationsperiode aus den ausgestreuten Samen neu entwickelt.
Der Bauernsenf wächst auf sandigem und möglichst kalkfreiem und nährstoffarmem Boden. Man findet ihn in Norddeutschland gar nicht selten an Wegrändern, auf Dünen und Magerrasen und Heiden. Er kommt im westlichen und mittleren Europa verbreitet vor, wird aber nach Süden zu, wo zusagende Bodenverhältnisse oft fehlen, seltener. So gilt die Art in Österreich als stark gefährdet und in der Schweiz ist sie ausgestorben.
Der Name „Bauernsenf“ weist wahrscheinlich darauf hin, dass die Blätter früher als Salat oder wohl auch als Würze verwendet worden sind.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, April 2021)
Sal-Weide (Salix caprea)
Familie: Weidengewächse, Salicaceae
Als Kind habe ich gelernt, dass Weiden im Frühling möglichst nicht gerodet oder beschädigt werden sollen. Als Grund wurde genannt, dass die schon im März blühende Sal-Weide eine wichtige „Bienenweide“ ist, solange sich kaum Blüten von anderen Pflanzen geöffnet haben. So nett, wie sich die Zweige mit ein paar Kätzchen (den Blütenständen) dran in der Vase machen, es ist doch angebracht, sie im Freien zu lassen. Anders sieht das natürlich aus, wenn die Weidenzweige aus eigens zur Erzeugung von „Palmkätzchen“ angelegten Kulturen stammen.
Sal-Weiden wachsen meist als sparrig verzweigte bis 5 Meter hohe Büsche, die auch einen beachtlichen Durchmesser erreichen können. Gelegentlich entwickeln sie sich auch baumförmig mit einer Höhe von über 10 Metern. Die Blätter sind oval und 3 bis 10 Zentimeter lang. Sie sind oberseits stumpf grün gefärbt und unterseits graugrün und behaart. Sie erscheinen erst nach den Blüten und sind jetzt im März noch nicht vorhanden.
Sal-Weiden sind, wie andere Weiden auch, zweihäusig. Das heißt, ein Strauch oder Bäumchen ist insgesamt entweder männlich oder weiblich und trägt dann jeweils nur männliche oder weibliche Blütenstände. Diese „Kätzchen“ erscheinen in großer Zahl oft schon im März. Die männlichen sind durch Pollen und Staubbeutel gelblich gefärbt und die weiblichen mit den heraus ragenden Narben hell grünlich. Schon lange vor dem Aufblühen sind die Kätzchen dicht silbrig behaart. Die Befruchtung der Blüten wird von Insekten vorgenommen. Nach der Blüte trocknen die männlichen Kätzchen und fallen zu Boden, während in den weiblichen die Samen reifen. Diese werden im Juni aus ihren Kapseln entlassen. Sie sind flaumig behaart und können vom Wind weit verbreitet werden.
Sal-Weiden wachsen am besten auf nährstoffreichem Boden, der Lehm enthalten und frisch bis feucht sein sollte. Sie kommen aber auch auf anderen feuchten Bodentypen zurecht und stellen auch ansonsten wenige Ansprüche an den Standort. Oft findet man sie an Wegrändern und an Gewässern, aber auch auf alten Müllkippen, Kahlschlägen und in Kiesgruben. Sal-Weiden kommen in weiten Teilen Europas und auch Asiens vor.
Als Bestäuber der Sal-Weide wirken vor allem Insekten, wie Honigbienen, Wildbienen und Hummeln. Aber auch Tagfalter, wie Zitronenfalter, Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs suchen die Blüten nach der Überwinterung als willkommene Nahrungsquelle auf. Hinzu kommen verschiedene früh fliegende und teils seltene Nachtfalter, wie die Kätzcheneulen. Überhaupt ist die Sal-Weide zusammen mit der Eiche die bedeutendste Pflanze für die heimische Schmetterlingsfauna, sowohl als Nahrung für die Raupen als auch als Nektarquelle für die Falter. Rund 100 Schmetterlingsarten sind auf die Sal-Weide angewiesen, darunter Seltenheiten wie Großer Fuchs, Schillerfalter und Trauermantel.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, März 2021)
Europäische Eibe (Taxus baccata)
Familie: Eibengewächse, Taxaceae
Oft schon im Februar blüht die Eibe. Bei dem momentan frostigen Wetter ist damit in diesem Jahr vorerst wohl nicht zu rechnen. Ich greife deshalb auf Fotos zurück, die ich in der Vergangenheit gemacht habe.
Eiben sind je nach Standort sehr vielgestaltig und wachsen ebenso als Baum wie als Busch. Gerade ältere Exemplare neigen zur Mehrstämmigkeit. Bei uns werden Eiben kaum einmal 15 Meter hoch oder gar höher. Bei schlechten Bedingungen, etwa auf Felsboden, erreichen Eiben oft nur wenige Dezimeter Höhe. Der Stamm hat eine rötlichbraune, glatte Borke, die sich bei älteren Exemplaren flächig ablöst. Die Nadeln der Eibe sind oben dunkel- und unten heller grün, etwa 2 bis 3 Zentimeter lang und biegsam. An den Leittrieben stehen sie rundum, während sie an den Seitenzweigen zweizeilig angeordnet sind. Sie bleiben 3 Jahre oder länger am Baum, bevor sie abgeworfen werden.
Europäische Eiben sind zweihäusig. Das heißt, es gibt jeweils komplett männliche und weibliche Pflanzen. Auch unter sehr guten Bedingungen erst nach 15 bis 30 Jahren bilden die weiblichen Pflanzen Blüten aus, die den Zapfen der anderen heimischen Koniferen entsprechen. Sind die Bedingungen weniger gut, wird die Geschlechtsreife möglicherweise erst nach über 100 Jahren erreicht. Die männlichen „Zapfen“ entlassen bei geeigneter Witterung eine Unmenge winziger Pollen, die vom Wind weit weggetragen werden und so auf die Blüten weiblicher Bäume gelangen. Diese bilden nach der Befruchtung einen ca. 6 Millimeter großen Samen, der von einem Samenmantel, fälschlich oft als „Frucht“ bezeichnet, umgeben ist. Bei seiner Reife färbt sich der Mantel auffallend rot. Die Verbreitung der Samen erfolgt durch Vögel, die es auf den für sie schmackhaften Samenmantel abgesehen haben.
Die Eibe kommt in weiten Teilen Europas, Nordafrikas und Vorderasiens vor. Sie leidet allerdings unter allzu strengem Frost. Eiben wachsen auf fast allen Böden, gedeihen aber am besten im basischen Milieu, also etwa wenn Kalk im Boden vorhanden ist. Eiben sind äußerst schattenverträglich, vor allem die Jungpflanzen. Sie wachsen deshalb meist als Unterwuchs in den Wäldern. Natürliche Vorkommen sind in Norddeutschland selten. Da die Eibe aber schnittverträglich ist und seit Jahrhunderten als Hecken- und Ziergehölz angepflanzt wird, ist sie bei uns besonders im Siedlungsbereich durchaus häufig anzutreffen.
Eiben sind in allen Teilen – außer dem Samenmantel - für Menschen hoch giftig. Auch für Haustiere, insbesondere Pferde, besteht Gefahr. Rehe und Hirsche dagegen verbeißen die Eibe ganz offensichtlich ohne gesundheitliche Schäden.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Februar 2021)
Kieselalgen
Familie: Diatomea, Bacillariophyceae
Klein, einzellig, aber immens wichtig. Jetzt, zur Winterszeit, während der viele Blüten- und Farnpflanzen eine Ruhepause einlegen, soll ein Blick auf die Kieselalgen geworfen werden, die im Meer und im Süßwasser in ungeheurer Zahl vorkommen. Sie sind nicht nur die Haupt-Primärproduzenten organischer Stoffe, sondern erzeugen auch einen großen Teil des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre. Bisher sind etwa 6.000 Arten bekannt. Dies dürfte jedoch nur ein Bruchteil der Arten sein, die weltweit vorkommen.
Ich brauchte nicht lange zu suchen, um eine Fülle von Kieselalgen in unserem Gartenteich zu finden. Zuvor hatte ich schon welche in Kleingewässern vielerlei Art festgestellt, u.a. in Pfützen, Regenwassertonnen, ja sogar in Wasser, das sich in einem ausgefaulten Astloch eines Baumes befand. Das Fotografieren durchs Mikroskop ist zwar nicht so recht gelungen, aber die Bilder sollen auch nur eine Ahnung vermitteln zur Formenvielfalt dieser Pflanzen. Den Ehrgeiz, einzelne Arten zu bestimmen, habe ich allerdings nicht.
Die Größe der meisten Kieselalgen wird in Mikrometern (tausendstel Millimeter) gemessen. Einige wenige Arten erreichen Größen bis zu zwei Millimetern. Sie haben eine Hülle aus Siliziumdioxid, was ihnen ihren Namen eingetragen hat. Es gibt eine enorme Formenvielfalt der Schalen, zum Beispiel rund, dreieckig, stabförmig, schiffchenförmig, bogen- oder s-förmig gekrümmt usw. Egal welche Form die Hüllen aufweisen, sie bestehen immer aus einer etwas größeren (oberen) und einer etwas kleineren (unteren) Hälfte. Letztere wird von der größeren umfasst wie eine Käseschachtel von ihrem Deckel.
Kieselalgen vermehren sich im Wesentlichen durch Zellteilung. Dabei erhält jede Tochterzelle eine der Hälften der Hülle und bildet jeweils eine neue kleinere (untere) Hälfte. Das führt dazu, dass die Hüllen derjenigen Zellen, die jedes Mal die unteren Hälften von den Mutterzellen „erben“, immer kleiner werden. Wird eine Minimalgröße unterschritten, stirbt die Alge. Vorher kann es jedoch zur Bildung von Sporen kommen, die die Hülle verlassen und einen neuen Panzer in maximaler Größe bilden.
Kieselalgen leben im Süßwasser und im Meer, soweit das Licht in die Tiefe dringt. Es gibt im Plankton treibende und auf dem Gewässergrund lebende Arten. Manche Arten sind auf Pflanzen wie Großalgen und anderen Gegenständen im Wasser angesiedelt. Manche sind Zeigerorganismen für sehr reine Gewässer, andere kommen bevorzugt in organisch stark belastetem Wasser vor. Kieselalgen leben einzeln oder in Verbänden, wie auch auf den Bildern zu sehen. Man kann mit einigem Recht behaupten, dass die Welt ohne Kieselalgen eine vermutlich völlig andere wäre.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Januar 2021)