Pflanze des Monats

Für jeden Monat hat unsere NABU Gruppe eine Pflanze ausgewählt, die bekannter gemacht werden soll. Vor allem zur Winterszeit, wenn wachsende oder gar blühende Pflanzen selten sind, stellen wir aber auch mal einen Pilz vor.

 

 Es handelt sich meist um Pflanzen (oder Pilze), die überall zu finden sind und oft auch im Garten der Natur wachsen. Der "Garten der Natur" befindet sich in Winsen auf dem ehemaligen Gartenschaugelände und wird von uns angelegt und weiterentwickelt als gärtnerische Anlage mit natürlichen und naturnahen Elementen.

 

 

Pflanze des Monats Dezember 2022

Tiegelteuerling (Crucibulum laeve)

Familie: Champignonartige, Agaricaceae

 

Letztes Jahr, kurz vor Weihnachten, fand ich seltsame Pilze zwischen am Boden liegenden toten Zweigen an einem Waldrand. Noch seltsamer ist, dass diese Pilze zu den Verwandten unserer allbekannten Champignons zählen, obwohl sie denen in keiner Weise ähneln.

Tiegelteuerling, Bestand an Holzhäcksel. Waldrand bei Nindorf (Landkreis Harburg), 14. Dezember 2021
Tiegelteuerling, Bestand an Holzhäcksel. Waldrand bei Nindorf (Landkreis Harburg), 14. Dezember 2021

Der Tiegelteuerling ist ein Winzling von bis zu einem Zentimeter Höhe. Zunächst hat der Pilz kugelförmige Gestalt, streckt sich dann und nimmt zuletzt die Form eines Tiegels oder Töpfchens an, das oben mit einem Deckelchen verschlossen ist. Während des Wachstums reißt das Deckelchen ein und gibt den Blick ins Innere des Tiegels frei. Dort befinden sich etwa 1 bis 1,5 Millimeter große, in etwa linsenförmige Sporenpakete von weißlicher Farbe, die mit feinen Myzelsträngen innen an der glatten cremefarbenen Innenseite des Tiegels befestigt sind.

 

Man findet den Tiegelteuerling gemäß Angaben aus der Literatur von Juni bis Oktober auf morschem Holzresten, wie Zweigen und Zapfen, auch auf alten Strohdächern oder einfach auf dem Erdboden. Das Vorkommen des Pilzes noch im Dezember hat möglicherweise mit den infolge des Klimawandels wenig winterlichen Temperaturen zu tun. Man findet diesen Pilz nicht besonders häufig in verschiedenen Waldtypen, meist an deren Rändern. Seltener wächst er in Gärten oder auf Wiesen.

Tiegelteuerling, Blick in die Tiegelchen (ca. 1 cm Durchmesser), mit enthaltenen Sporenpaketen. Nindorf, 14. Dezember 2021
Tiegelteuerling, Blick in die Tiegelchen (ca. 1 cm Durchmesser), mit enthaltenen Sporenpaketen. Nindorf, 14. Dezember 2021

Alte Exemplare des Tiegelteuerlings dunkeln nach und sind schließlich fast schwarz. Der Tiegel ist dann gewöhnlich leer, die Sporenpakete werden von Regentropfen herausgeschleudert und bilden die Grundlage für die nächste Pilzgeneration.

 

Die Bezeichnung „Teuerling“ beruht darauf, dass man früher die Sporenpakete Münzen gleichgesetzt hat, und wenn der Tiegel viele davon enthält, sei eine Teuerung zu erwarten.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Dezember 2022)

 

 

Pflanze des Monats November 2022

Weiße Taubnessel (Lamium album)

Familie: Lippenblütengewächse, Lamiaceae

 

Wie die Rote Taubnessel (s. Pflanze des Monats Februar 2014) hat auch die Weiße Taubnessel eine ausgedehnte Blütezeit. Man findet sie vom zeitigen Frühjahr bis spät im Jahr. Der Klimawandel mit vergleichsweise hoher Temperatur noch im November begünstigt dies anscheinend.

Weiße Taubnessel (Lamium album), Bestand in typischer Größe. Rottorf, 8. Mai 2022
Weiße Taubnessel (Lamium album), Bestand in typischer Größe. Rottorf, 8. Mai 2022

Die Weiße Taubnessel ist eine Staude, deren Ausläufer und Wurzeln überwintern, während Stängel und Blätter im Herbst absterben und im folgenden Frühling neu auswachsen. Die Pflanze erreicht eine Höhe von fast dreiviertel Meter, bleibt meist aber deutlich kleiner. Am vierkantigen Stängel sind die eiförmig-zugespitzten Laubblätter kreuzgegenständig angeordnet. Blüten erscheinen erst im zweiten oder dritten Jahr. Diese sind in quirl-ähnlichen Blütenständen in den Achseln der oberen Blätter angeordnet. Sie können bis zu sechs „Stockwerke“ bilden. Der grüne Blütenkelch besteht aus fünf spitzen, etwa einen Zentimeter langen Blättern, während die Blüte selbst weiß ist und sich in Ober- und Unterlippe gliedert. Diese Blütenkrone ist bis zu zweieinhalb Zentimeter groß.

Weiße Taubnessel (Lamium album): einzelne Blüten mit Ober- und Unterlippe. Winsen, 1. November 2022
Weiße Taubnessel (Lamium album): einzelne Blüten mit Ober- und Unterlippe. Winsen, 1. November 2022

Die Blütezeit wird mit April bis Oktober angegeben. In den letzten Jahren findet man blühende Exemplare zunehmend aber auch schon im März und noch im November. Die Pflanze kommt auf vielen nicht zu trockenen Standorten zurecht, gedeiht aber am besten bei guter Versorgung mit Stickstoffsalzen. Man findet die Pflanze deshalb oft an Wegrändern, an Mauern und auf Ödland. Taubnesseln sind wichtige Nektarspender für Bienen und insbesondere für Hummeln. Zum Glück ist weder die weiße noch die rote Taubnessel bei uns selten oder bedroht.

Ackerhummel an Weißer Taubnessel. Taubnesseln sind wichtige Nektarspender!
Ackerhummel an Weißer Taubnessel. Taubnesseln sind wichtige Nektarspender!

Mit der Brennnessel haben Taubnesseln nur die Form der Blätter gemeinsam. Sie besitzen keine Brennhaare und sind mit Brennnesseln nicht näher verwandt.

 (Text und Bilder: Dietrich Westphal, November 2022)

Pflanze des Monats Oktober 2022

Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba)

Familie: Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae

 

Weniger die Blüten als vielmehr die Fruchtstände der Gewöhnlichen Waldrebe mit ihren langen, federig behaarten Griffeln fallen ins Auge. Dies umso mehr, als sie oftmals vom Herbst bis zum nächsten Frühling an den Pflanzen verbleiben.

Gewöhnliche Waldrebe, Blätter und Blütenstände. Winsen, 5. Oktober 2007
Gewöhnliche Waldrebe, Blätter und Blütenstände. Winsen, 5. Oktober 2007

Die Waldrebe ist eine der wenigen „echten“ Lianen unter den heimischen Gewächsen. Der Stängel windet sich z.B. um Stämme von Bäumen und Sträuchern und auch mit den langen Blattstielen ist die Pflanze imstande, sich festzuklammern. Die Blätter selbst stehen gegenständig an den Ranken, sind unpaarig gefiedert und weisen jeweils drei bis sieben Teilblättchen auf. Die Blüten haben einen Durchmesser von ca. zwei Zentimetern, sind milchig weiß und wachsen in Rispen zu 10 bis 20 Stück. Sie haben vier Blütenblätter und zahlreiche Staubblätter, die lang abstehen. Die Waldrebe ist ein „echtes“ Gehölz, das aus dem verholzenden Stängel jährlich wieder auswächst und an ihrem „Gast-Gehölz“ bis über 10 Meter Höhe klimmen kann.

Waldrebe, Fruchtstände. 25. September 2008, Heikendorf/S-H
Waldrebe, Fruchtstände. 25. September 2008, Heikendorf/S-H

Die Gewöhnliche Waldrebe blüht von Juni bis in den Oktober hinein. Sie ist bei uns nicht sonderlich häufig, gilt aber gemäß Roter Liste als nicht gefährdete Pflanzenart. Typischerweise wächst sie auf nicht zu trockenem Boden in Auwäldern, an Waldrändern und Gebüschen. Auch an Mauern findet man sie gelegentlich. In Winsen ist mir unter anderem ein Vorkommen am Ufer der Luhe bekannt, im Bereich der Spundwand, direkt neben der Deichstraßen-Brücke.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Oktober 2022)

 

Pflanze des Monats September 2022

 

Nessel-Seide (Cuscuta europaea)

Familie: Seidengewächse, Cuscutaceae

 

Die Nessel-Seide ist eine Pflanze ohne Blattgrün. Sie ist deshalb ein sogenannter „Vollschmarotzer“, der die benötigten Lebenssäfte anderen Pflanzen entnimmt. Bevorzugt dabei werden, wie der Name schon sagt, Brennnesseln. Die Pflanze ist gar nicht so selten und sie gedeiht am besten auf wohlgenährten Wirten, die auf feuchten Standorten wachsen.

Nessel-Seide, mittlerer Teil des Stängels mit ca. 1,5 cm durchmessenden Blüten-Knäuel. Winsen, 15. September 1994
Nessel-Seide, mittlerer Teil des Stängels mit ca. 1,5 cm durchmessenden Blüten-Knäuel. Winsen, 15. September 1994

Die Nessel-Seide windet sich um ihre Wirtspflanze. Der Stängel ist bindfadenstark, verzweigt und bis zu einem Meter lang. Vom mittleren Bereich des Stängels bis in die Spitze findet man kugelige, ca. 1,5 Zentimeter durchmessende Knäuel von 10 bis mehr als 30 Blüten. Die Einzelblüten sind winzig und haben meist fünf schmal eiförmige Zipfel. Blätter sind nicht vorhanden. Die Farbe des Stängels ist grünlich-gelblich und dort wo er der Sonne ausgesetzt ist, oft rötlich überlaufen. Auch die Blüten sind oft purpurrot überlaufen.

Erstaunlich, welch üppiges Wachstum die Nessel-Seide zeigt, wenn sie auf "wohlgenährten" Wirtspflanzen wächst. Hier auf Hopfen an der Luhe bei Luhdorf, 26. Juli 2022
Erstaunlich, welch üppiges Wachstum die Nessel-Seide zeigt, wenn sie auf "wohlgenährten" Wirtspflanzen wächst. Hier auf Hopfen an der Luhe bei Luhdorf, 26. Juli 2022

Die Nessel-Seide blüht von Juni bis September. Sie ist einjährig, bei uns nicht selten und gilt gemäß Roter Liste als nicht gefährdete Pflanzenart. Wie schon erwähnt, bevorzugt sie gut im Saft stehende Wirtspflanzen, oft in Feuchtgebieten und Gewässerrändern. Außer Brennnesseln wird eine Reihe weiterer Pflanzenarten befallen, wie die Gewöhnliche Zaunwinde oder der Gewöhnliche Beifuß.

 (Text und Bilder: Dietrich Westphal, September 2022)

Pflanze des Monats August 2022

Nickender Zweizahn (Bidens cernua)

Familie: Korbblütengewächse, Asteraceae

 

Der Nickende Zweizahn mit seinen großen randständigen Blütenzungen ist schon eine auffallende Pflanze. Die Verwandtschaft, etwa der Dreiteilige Zweizahn (Bidens tripartita), begnügt sich mit Blütenkörbchen ohne Zungenblüten. Ich fand den Nickenden Zweizahn erstmals an einem Wiesenweiher bei Mienenbüttel im Jahr 2000. Seitdem kam lediglich eine Handvoll weiterer Funde hinzu.

Nickender Zweizahn, Bestand am Gewässerufer. Mienenbüttel, 25. August 2000
Nickender Zweizahn, Bestand am Gewässerufer. Mienenbüttel, 25. August 2000

Es handelt sich beim Nickenden Zweizahn um ein einjähriges Kraut, das aber während ihres wenige Monate währenden Lebens unter günstigen Umständen bis 90 Zentimeter hoch werden kann. Der Stängel ist aufrecht und meist erst im oberen Teil, oft nur spärlich, verzweigt. Die Blätter sind gegenständig, das heißt, es sind immer zwei Blätter gegenüberliegend am Stängel vorhanden. Sie sind 7 bis 12 Zentimeter lang, aber nur um die 2 Zentimeter breit. Der Rand der Blätter ist gezähnt. Die Blütenkörbchen stehen einzeln am Ende der Stängel und der Nebenäste, die aus den Achseln der oberen Blattpaare wachsen. Sie haben einen Durchmesser von bis zu 4,5 Zentimeter und setzen sich aus den auffallenden gelben Zungenblüten am Rand und einer großen Zahl von Röhrenblüten in der Mitte zusammen. Die Blüten sind zunächst aufrecht und „nicken“ mit dem Fortschreiten der Blüte.

Nickender Zweizahn, Blütenkörbchen. Mienenbüttel, 25. August 2000
Nickender Zweizahn, Blütenkörbchen. Mienenbüttel, 25. August 2000

Der Nickende Zweizahn wächst auf feuchtem bis nassem, gern schlammigem Boden, etwa an den Rändern von Gewässern, wie Tümpeln, Weihern oder auch Fischteichen. Er ist besonders im Tiefland heimisch und gehört im Landkreis Harburg angeblich zu den häufigen Pflanzenarten. Diese Einstufung kann ich in Anbetracht der wenigen eigenen Funde nicht recht nachvollziehen. Jedenfalls – als gefährdet gilt der Nickende Zweizahn in unserer Region nicht.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, August 2022)

Pflanze des Monats Juli 2022

Kleine Braunelle (Prunella vulgaris)

Familie: Lippenblütengewächse, Lamiaceae

 

Unser Rasen wird nicht sonderlich intensiv gepflegt. Wir legen keinen Wert auf Einheitsgrün und so können sich neben Gräsern auch Moos und verschiedene Blühpflanzen halten. Das sind solche, denen eine gelegentliche Mahd nichts ausmacht, wie Gänseblümchen, Weiß-Klee und die Kleine Braunelle. Von letzterer haben wir mehrere kleine Bestände von jeweils einigen Dutzend Pflanzen.

Kleine Braunelle, Bestand in einer Rasenfläche, die "moderat" gemäht wird. Winsen, 1. Juli 2022
Kleine Braunelle, Bestand in einer Rasenfläche, die "moderat" gemäht wird. Winsen, 1. Juli 2022

Die Kleine Braunelle ist eine Staude, die selten höher wird als 10 Zentimeter. Vielmehr sind die Stängel meist niederliegend. Sie werden deshalb vom Rasenmäher nicht vollständig erfasst. An den vielen Verzweigungen des Stängels können sich dann von Juni bis Oktober immer wieder Blütenstände bilden. Der Stängel ist vierkantig und gegenständig mit elliptischen bis eiförmigen, gestielten Blättern besetzt. Die Blätter sind ungeteilt, höchstens am Rand etwas „gesägt“. Die Blüten bilden an den Enden der Stängel eine Ähre mit mehreren „Stockwerken“, in denen meist jeweils sechs Blüten vorhanden sind. Die Blüten sind meist blauviolett und bis 1,5 cm lang. Familientypisch sind zwei der ursprünglich fünf Blütenblätter zu einer Oberlippe verwachsen, die bei der Braunelle helmartig aufgewölbt ist, und drei Blütenblätter zur Unterlippe und den Seitenlappen.

Kleine Braunelle, Blütenstand und Blätter. Winsen, 1. Juli 2022
Kleine Braunelle, Blütenstand und Blätter. Winsen, 1. Juli 2022

Die Kleine Braunelle ist in großen Teilen Europas und im westlichen Asien weit verbreitet und bei uns häufig. Man findet sie vom Flachland bis ins Hochgebirge, auf Halbtrockenrasen genauso wie auf feuchten Wiesen. Die Blüten werden von verschiedenen Insekten, besonders von Hummeln, besucht.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juli 2022)

Pflanze des Monats Juni 2022

 

Saat-Mohn (Papaver dubium)

 

Familie: Mohngewächse, Papaveraceae

 

Man ist geneigt, jeden Mohn, den man am Weg- oder Ackerrand findet, als „Klatschmohn“ zu bezeichnen. Dabei gibt es noch ein paar weitere Mohnarten, denen zugegebenermaßen etwas Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, um sie vom Klatschmohn zu unterscheiden. Einer davon ist der bei uns häufig anzutreffende Saat-Mohn.

 

Saatmohn (Papaver dubium), an der Bahnlinie bei Ashausen. 25. Juni 2010
Saatmohn (Papaver dubium), an der Bahnlinie bei Ashausen. 25. Juni 2010

 

Die Pflanze ist ein einjähriges Kraut und hat meist verzweigte Stängel, die mehr als einen halben Meter hoch werden können. Auf sehr trockenem Untergrund erreicht der Saat-Mohn gelegentlich kaum 30 Zentimeter Höhe. Die Blätter sind fiederig zerteilt und wie der Stängel abstehend rau behaart. Die Knospen sitzen an den Enden der aufrechten Stängel. Während des Aufblühens fallen die beiden grünen Kelchblätter, die die Blütenblätter umhüllen, ab. Die Blüte besteht aus vier rosa bis orangerot gefärbten Blütenblättern, die am Grund mitunter ein schwarzes Mal tragen. Ein einzelnes Blütenblatt ist bis 3,5 Zentimeter lang, die Blüte kann damit einen Durchmesser von bis zu 7 Zentimetern erreichen. Die Fruchtkapsel in der Mitte der Blüte ist von vielen dünnen Staubfäden umgeben. Sie ist zur Fruchtreife um die 1,5 bis 3 Zentimeter groß und länglich geformt. Sie verjüngt sich allmählich zum Stängel hin. Dagegen ist die Kapsel des Klatschmohns rundlich und eher gedrungen gebaut. Die Blütezeit des Saatmohns fällt in die Monate Mai und Juni und beginnt damit rund einen Monat früher als die des Klatschmohns.

 

Saatmohn, Blüten und die länglichen, walzenförmigen Samenkapseln. Bei Ashausen, 25. Juni 2010
Saatmohn, Blüten und die länglichen, walzenförmigen Samenkapseln. Bei Ashausen, 25. Juni 2010

 

Der Saat-Mohn kommt in weiten Teilen Europas vor und darüber hinaus auch im subtropischen Afrika. Nach Nordamerika wurde er eingeschleppt. Man findet ihn an Wegrändern, Bahndämmen, Abgrabungen und Aufschüttungen. Er braucht trockene, kalkarme, aber nährstoffreiche Böden.

 

Der Bestand des Saat-Mohns ist, wie der der meisten sogenannten Ackerwildkräuter, ist im Zuge des Einsatzes von Herbiziden in Landwirtschaft und Wegeunterhaltung, erheblich zurückgegangen.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juni 2022)

 

 

 

Pflanze des Monats Mai 2022

 

Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys)

 

Familie Wegerichgewächse

 

Der Gamander-Ehrenpreis, eine von so etwa zwanzig heimischen Ehrenpreis-Arten, ist zum Glück noch häufig anzutreffen. Er wächst meist in kleineren, aber dichten Beständen, die sich zur Blütezeit, von April bis Juni, als schöne blaue Flecken präsentieren.

 

Gamander-Ehrenpreis, Rottorf, 9. Mai 2022
Gamander-Ehrenpreis, Rottorf, 9. Mai 2022

 

Der Gamander-Ehrenpreis hat meist einen aufrechten Stängel und wird bis 30 Zentimeter hoch. Meist ist die Pflanze aber nur um 10 Zentimeter groß und wächst im Bestand eher polsterartig. Die Blätter sind länglich-eiförmig und meist behaart. Sie sind gegenständig, d.h., je zwei Blätter sitzen sich am Stängel gegenüber. Die Blüten sind zu 10 bis 30 in Trauben angeordnet, die den obersten Blattpaaren entspringen. Sie sind ungefähr 1 Zentimeter breit und bestehen aus vier „Zipfeln“. Deren Farbe ist blau mit dunklerer „Aderung“.

 

Gamander-Ehrenpreis mit hellblauen Blüten. Rottorf, 9. Mai 2022
Gamander-Ehrenpreis mit hellblauen Blüten. Rottorf, 9. Mai 2022

 

Der Gamander-Ehrenpreis bevorzugt nährstoffreichen Boden, gern mit Humus und Lehm. Er wächst unter anderem in Gebüschen, auf Wiesen und in Wäldern. Die Pflanze ist in weiten Teilen Europas und Asiens zu finden und kommt als „Neophyt“ auch auf dem amerikanischen Kontinent vor.

 

Die Blüten der Pflanzen auf den Bildern sind etwas heller blau als gewöhnlich. Solche Farb-Abweichungen kommen beim Gamander-Ehrenpreis durchaus vor.

 

 (Text und Bilder: Dietrich Westphal, Mai 2022)

 

 

 

Pflanze des Monats April 2022

 

 

Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides)

 

Familie Hahnenfußgewächse

 

Das weiß blühende Busch-Windröschen ist eine allgemein bekannte Pflanze frischer bis feuchter Orte (s. auch „Pflanze des Monats April 2016). Viel seltener als dieses ist das Gelbe Windröschen.

 

 

Gelbes Windröschen in Knospe. Beachte: Zwei Knospen beim hinteren Exemplar, wie es bei dieser Art häufig vorkommt. Winsen, 5. April 2022
Gelbes Windröschen in Knospe. Beachte: Zwei Knospen beim hinteren Exemplar, wie es bei dieser Art häufig vorkommt. Winsen, 5. April 2022

 

Die Pflanze hat einen bis 30 Zentimeter langen, aufrechten Stängel. An diesem sitzen in einem Quirl drei kurz- bis ungestielte Blätter, die jeweils wieder in drei Teile eingeschnitten sind und einen gezähnten Rand besitzen. Oberhalb der Blätter sind ein bis drei Blütenstängel vorhanden mit jeweils einer endständigen gelben Blüte von ca. 2 bis 2,5 Zentimeter Durchmesser. Die Blüten bestehen aus fünf Blütenblättern (manchmal auch 6 oder 7) sowie zahlreichen Staubblättern.

 

Gelbes Windröschen, Winsen, 5. April 2022
Gelbes Windröschen, Winsen, 5. April 2022
Gelbes Windröschen, Teil eines Bestandes von über hundert Pflanzen. Winsen, 5. April 2022
Gelbes Windröschen, Teil eines Bestandes von über hundert Pflanzen. Winsen, 5. April 2022

 

Das Gelbe Windröschen braucht nährstoffreichen und feuchten Boden, bevorzugt auf Lehm oder Ton. Bei uns findet man die Pflanze meist in nassen Waldgebieten. Sie wächst aber auch an Ufern und (selten) in feuchten Wiesen. Sie ist eine typische Frühjahrspflanze, die in der Zeit von März bis Mai blüht, bevor sich das Laub der Bäume entfaltet. In Deutschland ist die Art weit verbreitet, aber nicht überall häufig. Zudem fehlt sie in großen Teilen der Norddeutschen Tiefebene ganz. Niedersachsenweit gilt das Gelbe Windröschen als „nicht gefährdet“. In der Region „Tiefland“ jedoch wird sie in der Roten Liste als „gefährdet“ geführt.

 

Wie viele Hahnenfußgewächse ist auch das Gelbe Windröschen in allen Teilen giftig.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, April 2022)

 

 

Pflanze des Monats März 2022

 

Weicher Storchschnabel (Geranium molle)

 

Familie Storchschnabelgewächse

 

 Glaubt man der Bestimmungsliteratur, beginnt die Blütezeit des  Weichen Storchschnabels erst im Mai, aber die milden Winter der letzten Jahre bringen es mit sich, dass bereits im März erste Blätter dieser Pflanze an der Bodenoberfläche erscheinen. Bald folgen dann auch erste Blüten.

 

Weicher Storchschnabel, frühe Blätter am 25. März 2010. Winsen
Weicher Storchschnabel, frühe Blätter am 25. März 2010. Winsen

 

Der Weiche Storchschnabel ist einjährig und bildet niederliegende, bis 30 Zentimeter lange Stängel, die wechselständig mit 5- bis 9-teilig eingeschnittenen Blättern besetzt sind. Blätter und Stängel sind kurz und weich behaart. Die Blüten, meist zwei Stück, entspringen den Achseln der oberen Stängelblätter. Sie sind nur 1 bis 1,5 Zentimeter breit und haben fünf herzförmig eingeschnittene rosa Blütenblätter. Nach der Bestäubung der Blüte, meist durch Honig- und Wildbienen, bildet sich die charakteristische an einen Storchschnabel erinnernde Frucht.

 

Weicher Storchschnabel, Knospen und Blüten. 10. September 2017, Drage
Weicher Storchschnabel, Knospen und Blüten. 10. September 2017, Drage
Weicher Storchschnabel, namengebende Früchte. 5. Juli 2011, Winsen
Weicher Storchschnabel, namengebende Früchte. 5. Juli 2011, Winsen

 

Geranium molle bevorzugt lockeren und kalkarmen Sand- oder Lehmboden, gern mit Kies und Steinen. Man findet ihn auf Äckern, Magerrasen, Ödland, Weg- und Straßenrändern usw. Bei uns ist die Pflanze häufig, wird jedoch wohl aufgrund ihrer geringen Größe oft übersehen.

 

 Der Weiche Storchschnabel zählt zu den Pflanzen mit langer Blütezeit. Man findet blühende und fruchtende Pflanzen den ganzen Sommer hindurch und letzte Blüten noch im Oktober.

 

 (Text und Bilder: Dietrich Westphal, März 2022)

 

 

Pflanze des Monats Februar 2022

 

Krauser Adernzähling (Plicaturopsis crispa)

 

Der Krause Adernzähling ist eine Pilzart, die vornehmlich im Winter wächst und deshalb auch im Februar zu finden ist. Der einzelne Pilz ist zwar meist nur ein paar Zentimeter groß, aber da diese Art gesellig ist, kann man sie im winterlichen Wald meist leicht  entdecken.

Krauser Adernzähling an Birkenholz. Holm-Seppensen, 17. Dezember 2021
Krauser Adernzähling an Birkenholz. Holm-Seppensen, 17. Dezember 2021

 

Krause Adernzählinge, auch Buchenzählinge genannt, wachsen an totem Holz von Laubbäumen. Wie auf dem Foto zu erkennen, findet man sie auch auf geschlagenen, am Boden liegenden Stämmen. Die Pilze sind reihig und dachziegelartig übereinander angeordnet. Die gelbbraunen, am Rand gewellten Hüte sind bis zu drei Zentimeter breit und an der Anwachsstelle kurz gestielt. Die Farbe ist bis auf den weißen Rand hell bräunlich. Die Unterseite ist weiß und faltig strukturiert. Die Pilze sind von zäher Konsistenz, fast lederartig.

 

Krauser Adernzähling, Unterseite. Winsen, 21. Februar 2020
Krauser Adernzähling, Unterseite. Winsen, 21. Februar 2020

 

Man findet den Krausen Adernzähling an Totholz einer ganzen Reihe von Laubbäumen. Vorkommen an Nadelholz sind Ausnahmen. Am besten gedeiht der Pilz in Buchenwäldern. Er wächst aber durchaus auch an Totholz einzelner Bäume in der freien Landschaft.

 

Die Fruchtkörper des Krausen Adernzählings wachsen im Herbst und Winter. Sie bleiben auch im Sommerhalbjahr erhalten, sind dann jedoch steril.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Februar 2022)

 

 

 

Pflanze des Monats Januar 2022

 

Eichenmoos (Evernia prunastri)

 

Familie: Parmeliaceae (Flechten)

 

 Flechten, diese Mischwesen aus Pilz und Alge, sind wahrhaft zäh. Sie überleben absolute Trockenheit, ertragen Hitze und extreme Kälte und einigen Arten wird selbst durch das Überrollen durch Fahrzeuge kein oder nur geringer Schaden zugefügt. Allerdings sind viele Arten empfindlich gegen Luftverschmutzung. Das betrifft besonders die Strauchflechten, eine der drei hauptsächlichen Erscheinungsformen heimischer Flechten. Außer diesen werden Krustenflechten und Laubflechten (=Blattflechten) unterschieden.

 

Eichenmoos am Stamm eines Ahornbaumes. Links eine weitere Strauchflechtenart. Bildbreite ca. 8 cm. Winsen, 1. Januar 2022
Eichenmoos am Stamm eines Ahornbaumes. Links eine weitere Strauchflechtenart. Bildbreite ca. 8 cm. Winsen, 1. Januar 2022

 

Strauchflechten sieht man heute aufgrund des hohen Ausstoßes von „Klimagasen“ selten. Eine Ausnahme ist das Eichenmoos (trotz des Namens eine Flechte), das zwar in wirklich stark belasteten Gebieten fehlt, aber doch noch vergleichsweise oft zu finden ist. Der „Körper“ der Flechte, man spricht hier von „Lager“, ist oberseits grau-grün und unterseits weißlich. Das an einer Stelle festgewachsene Lager erreicht eine Länge von bis zu 10 Zentimetern und besteht aus reich verzweigten Bändern von einem bis fünf Millimetern Breite. Unterseits sind die Bänder oftmals rinnig vertieft. An den Rändern bilden sich häufig mehlig-körnige Sorale, die der vegetativen Fortpflanzung der Flechte dienen.

 

Man findet das Eichenmoos verbreitet an Eichen, aber auch auf den Rinden anderer Baumarten. Die Exemplare auf den Fotos habe ich an Ahornbäumen in Winsen gefunden, die stellenweise von dieser und anderen Flechten dicht bewachsen sind. Die Art ist in Europa vom Mittelmeer bis in den Norden weit verbreitet und kommt bis zur polaren Baumgrenze vor. Durch lokal zunehmende Luftverschmutzung ist sie mancherorts verschwunden oder selten geworden und gilt bundesweit als gefährdete Art.

 

 Das Eichenmoos ist ein „Basis-Duftstoff“ der Parfümerie. Es wirkt jedoch (in seltenen Fällen) allergisch, was zu starker Einschränkung der Nutzung in der EU geführt hat. Der Verzicht darauf hat dem Vernehmen nach zur Verschlechterung der Rezeptur einiger Parfüm-Klassiker geführt.

 

(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Januar 2022)