Für jeden Monat wurde eine Pflanze ausgewählt, die bekannter gemacht werden soll. Zur Winterszeit, wenn wachsende oder gar blühende Pflanzen selten sind, stellen wir aber auch mal einen Pilz oder eine Flechte vor.
Es handelt sich meist um Gewächse, die keine Seltenheiten darstellen, aber dennoch oft unbekannt sind. Bei der Auswahl wurde Wert darauf gelegt, dass die Pflanzen (und Pilze) in der Gegend um Winsen (Luhe) vorkommen und überwiegend leicht zu finden sind.
Trompeten-Becherflechte (Cladonia fimbriata)
Familie: Cladoniaceae
Im Winter fällt das Augenmerk immer wieder auf einige merkwürdige pflanzliche Lebewesen, die im Sommerhalbjahr unter der Üppigkeit der Blütenpflanzen verschwinden. Diesmal ist mir ein kleiner Bestand der Trompeten-Becherflechte am Stammfuß einer der Eichen aufgefallen, die bei uns als Straßenbäume stehen.
Flechten, diese Mischwesen aus Pilz und Alge, sind bekanntermaßen nicht sonderlich groß. Die Trompetenflechte ist aber durch die ca. zwei Zentimeter langen, trompetenförmigen Auswüchse vergleichsweise auffallend. Die Art bildet zudem Bestände, die mehr als einen Quadratdezimeter bedecken können. Neben den „Trompeten“, die bis zu 5 Millimeter breit werden, gibt es kleine graugrüne Grundblätter, die aber oftmals nur spärlich vorhanden sind. Die gesamte Flechte sieht aus, wie vollständig mit feinem grau- bis grünem Pulver überzogen. Dabei handelt es sich um „Soredien“, kleine „Pakete“ aus Pilzgeflecht und Algen, die durch Wind und Regenwasser abgeblasen oder -gespült werden und an geeignetem Standort eine neue Flechte bilden können.
Die Trompeten-Becherflechte ist in Europa häufig. Man findet sie auf sandigen Böden, auf morschem Holz und, wie im vorliegenden Fall, auch an der Basis von freistehenden, dem Sonnenlicht ausgesetzten Bäumen.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Dezember 2023)
Land-Reitgras (Calamagrostis epigeios)
Familie: Süßgräser, Poaceae
Das Land-Reitgras blüht bereits im Sommer, aber es ist auch jetzt im November noch eine auffällige Pflanze. Es gehört zu den größten bei uns vorkommenden Grasarten, kann große und dichte Bestände
bilden und zeigt auch lange nach der Blütezeit seine dichten, etwas wollig wirkenden Rispen.
Das Land-Reitgras wird über einen Meter hoch, sogar zwei Meter wurden schon gemessen. Damit erreicht es fast die Dimension von Schilfröhricht. Die dichten Bestände des Grases, in denen kaum etwas anderes wächst, entstehen durch intensive Bildung von unterirdischen Ausläufern. Die Stängel sind unverzweigt und sehr rau, ebenso wie die Blätter. Diese werden bis ca. 70 cm lang und 1 cm breit. Die Blütenrispen an den Enden der Stängel sind bis zu 30 cm lang und stehen aufrecht. Das wollige Aussehen der Rispen rührt daher, dass Teile der einzelnen Blüten (Ährchen) dicht mit ca. 0,5 cm langen Haaren besetzt sind.
Das Land-Reitgras überdauert den Winter oberirdisch mit grünen Blättern. Lediglich die Rispe und zugehörige Teile des Stängels trocknen im Herbst ab. Es besiedelt trockene bis mäßig feuchte Standorte und stellt kaum besondere Ansprüche an seinen Lebensraum. Man findet es in Wäldern, wo es auf Kahlschlägen oft große Bestände bildet und häufig auch auf vom Menschen veränderten Bereichen, wie Eisenbahnanlagen, Straßenrändern, Aufschüttungen und ähnlichem.
Das Land-Reitgras kommt in weiten Teilen Europas vor und ist darüber hinaus auch in Afrika verbreitet. In Nordamerika ist es ein sogenannter Neophyt.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, November 2023)
Hainbuche (Carpinus betulus)
Familie: Birkengewächse, Betulaceae
Natürlich blüht die Hainbuche, wie die meisten heimischen Gehölze, im Frühjahr. Aber wie ebenfalls bei vielen Bäumen ist jetzt im Herbst die Zeit der Samenreife gekommen. Die Hainbuche ist fest in unserer Sprache verankert. Das Wort „Hanebüchen“ (ursprünglich für grob, derb) kommt daher und auch der Hag (die Hecke) besteht vielfach aus Hagebuchen (=Hainbuchen). Ob nun Hain-, Hage- oder Weißbuche, dieser Baum ist keine echte Buche, sondern ein Mitglied der Birkengewächse.
Wir kennen die Hainbuche vor allem als niedrige Heckenpflanze, der man in lieber Regelmäßigkeit mit der Heckenschere das Wachstum austreibt. Wenn man letzteres unterlässt, kann aber aus dem unscheinbaren Pflänzlein ein stattlicher Baum von über 20 Metern Höhe, mit einer respektablen Kronenbreite und einem Stammdurchmesser von über einem Meter werden. Der Stamm ist meist krumm gewachsen, aber das Holz ist härter als das der Rotbuche oder der Eiche und wird deshalb auch heute noch zu besonders haltbaren Werkzeugstielen verarbeitet.
Die Blätter der Hainbuche sind bis 10 cm lang, dunkelgrün und zugespitzt-eiförmig mit gesägtem Rand. Sie sitzen wechselständig an den Zweigen. Sie haften häufig über den Winter bis zum Frühling an den Zweigen und bilden (als Hecke) einen guten Sichtschutz. Die Blüten erscheinen in den Monaten April und Mai. Es gibt männliche und weibliche Blüten, die aber zusammen an einem Baum wachsen. Während die männlichen „Kätzchen“ nach der Blüte abfallen, entwickeln sich die weiblichen zu bis über 15 cm langen Fruchtständen, die aus „Flugblättern“ mit jeweils einem Samen daran bestehen. So eine Nuss ist mit einem dreilappigen Vorblatt verwachsen, das den Samen beim Abfallen durch schraubenartiges Drehen weit davontragen kann.
Die Hainbuche ist in Europa weit verbreitet und kommt recht häufig vor, nicht nur als Hecke. Sie gedeiht am besten auf frischem bis feuchten
Untergrund bei guter Nährstoffversorgung.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Oktober 2023)
Acker-Gauchheil (Anagallis arvensis)
Familie: Schlüsselblumengewächse, Primulaceae
Der Gauchheil trägt den Zusatz „Acker“ mit vollem Recht. Ich habe ihn immer auf Ackerflächen gefunden, an deren Rand oder wenigstens im Umfeld von Äckern. Klein und recht unscheinbar wohl, aber die roten Blüten fallen doch ins Auge.
Der Spross des Acker-Gauchheils wird als „niederliegend-kriechend“ bis „aufsteigend wachsend“ beschrieben. Am verzweigten, bis 30 Zentimeter langen Stängel sitzen jeweils paarweise gegenständig eiförmige Laubblätter von bis 2 Zentimeter Länge. Die Blüten, die im Zeitraum Juni bis Oktober erscheinen, sind deutlich gestielt und stehen im oberen Teil des Stängels. Es sind fünf grüne, spitze Kelchblätter vorhanden und ebenfalls fünf, aber zinnoberrote Blütenblätter. Die Blüte hat einen Durchmesser von 10 bis 15 Millimetern. Es kommt eine blau blühende Form vor, die man bei uns aber nur sehr selten findet und die zudem mit einer anderen, verwandten Art verwechseln kann.
Der Acker-Gauchheil gedeiht auf nährstoffreichem Lehmboden am besten. Er kommt aber auch auf leichten Böden vor. Üppig wächst er in Hackfruchtkulturen, aber auch auf Stoppelfeldern, wo man ihn nach der Ernte leicht finden kann. In unserer Gegend gilt die Art als häufig. Dieser Kosmopolit stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerbereich, ist bei uns schon vor langer Zeit eingeschleppt worden (Archäophyt) und mittlerweile weltweit vorkommend.
Man sollte mit dem Acker-Gauchheil vorsichtig, besser noch gar nicht umgehen. Es sind verschiedene Giftwirkungen der Pflanze bekannt, bis hin zu ernstzunehmenden Gesundheitsschädigungen.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, September 2023)
Blutweiderich (Lythrum salicaria)
Familie: Weiderichgewächse, Lythraceae
Im Hochsommer blüht an Gewässern und an sonstigen feuchten Standorten der Blutweiderich. Den Namen hat diese Pflanze zum einen von ihren intensiv roten Blütenkerzen und zum anderen von den schlanken Blättern, die denen von manchen Weidenarten ähneln.
Der Blutweiderich, eine Staude, deren oberirdische Teile im Winter absterben, ist zur Blütezeit kaum zu übersehen, wird er doch bis 2 Meter hoch. Aus einem unterirdischen Spross (Rhizom) wachsen häufig viele Dutzend aufrechte Stängel, die auch noch verzweigt sein können. Die gesamte Pflanze kann so einen Durchmesser von 1,5 Metern erreichen. Die Blätter sind schlank und sitzen ohne Stiel, jeweils zu dritt, am Stängel. Die Blütenstände ähneln einer Ähre und enthalten bis über 100 Blüten. Sie entspringen, meist zu dritt, der Achsel eines Tragblattes. Die Blüten sind kurz gestielt und haben 5 oder 6 Blütenblätter von mehr als 1 Zentimeter Länge. Aus den Blüten entwickeln sich Kapselfrüchte, die bei der Reife aufspringen und etwa 1 Millimeter lange Samen entlassen. Der Blutweiderich blüht von Juni bis September. Er ist ein wichtiger Nektarspender für viele Blüten besuchende Insekten, wie Bienen, Hummeln, verschiedene Schmetterlinge, vor allem aber Schwebfliegen.
Der Blutweiderich kommt sowohl in Europa als auch in Asien und Australien vor. In Amerika wurde er vom Menschen eingeschleppt. Er wächst an den Ufern verschiedenster Gewässer und sonstigen Feuchtgebieten, wie Röhrichten und Sümpfen. Gemäß Roter Liste für Niedersachsen ist die Art nicht gefährdet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, August 2023)
Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
Familie: Nachtkerzengewächse, Onagraceae
Auf den Trümmerflächen der zerbombten deutschen Städte bildeten etliche Pflanzenarten, insbesondere aber das Schmalblättrige Weidenröschen, nach dem Kriege ungewohnte Farbtupfer. Man nannte sie deshalb auch „Trümmerblumen“. Diese Vorkommen verschwanden im Zuge der Bebauung in den Städten wieder. Aber das Schmalblättrige Weidenröschen ist dennoch keine seltene Art.
Das Schmalblättrige Weidenröschen ist eine stattliche Pflanze, die über 150 cm hoch werden kann. Aus stark verzweigten unterirdischen Teilen der Pflanzen (Rhizom) wachsen zahlreiche aufrechte Stängel, die mehr oder weniger große Bestände bilden können. Die Stängel sind in ganzer Länge dunkel-purpurn gefärbt und mit schmalen, bis zu 20 cm langen dunkelgrünen Laubblättern besetzt. Die meisten Stängel tragen Blütenstände mit einigen Dutzend Einzelblüten, die von unten nach oben nach und nach abblühen. Die Blüten sind rosa bis purpurfarben und etwa 2,5 cm breit. Nach der Blüte bilden sich lange dünne Früchte, die bei ihrer Reife aufspringen und zahlreiche lang behaarte Samen freisetzen. Diese werden vom Wind verbreitet. Ansonsten vermehrt sich das Weidenröschen durch sein Rhizom, das unterirdisch auch den Winter übersteht, während die oberirdischen Stängel nur für eine Saison gemacht sind. Das Schmalblättrige Weidenröschen ist eine wichtige Nahrungspflanze für Blüten besuchende Insekten, besonders Bienen und Hummeln. Vom Blattwerk leben einige Schmetterlingsraupen, wie die des Mittleren Weinschwärmers.
Das Schmalblättrige Weidenröschen ist eine Pionierpflanze, die unter anderem Kahlschläge, Brandstellen, Ufer, Böschungen und Seitenbereiche von Straßen besiedelt. Es ist in Europa weit verbreitet und kommt auch in anderen Ländern der nördlichen Erdhalbkugel vor. Gemäß Roter Liste für Niedersachsen ist die Art nicht gefährdet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juli 2023)
Weiße Fetthenne (Sedum album)
Familie: Dickblattgewächse, Crassulaceae
Dickblattgewächse wie die Weiße Fetthenne, zählen gewiss zu den Klima-Gewinnlern. Während viele andere Pflanzen, sogar große Bäume, unter den immer trockener werdenden Sommern massiv leiden, überstehen die Dickblättler Trockenperioden viel besser, weil sie große Mengen Flüssigkeit speichern können. Sie sind geradezu auf die zunehmend trockenen Lebensräume spezialisiert.
Die Weiße Fetthenne (auch Weißer Mauerpfeffer) ist eine mehrjährige, rasenbildende Pflanze, die grün überwintert. Die Stängel sind wechselständig dicht mit ca. 7 bis 20 Millimeter langen und bis 3 Millimeter dicken Laubblättern besetzt. Diese sind walzlich-rund (sukkulent) und dienen als Wasserspeicher. Die Farbe der Blätter reicht von grün bis rotbraun.
In der Zeit von Juni bis September erscheinen in einem einer Rispe ähnelndem Blütenstand auf einem langen Stängel die sternförmigen Blüten. Meist sind fünf weiße Blütenblätter von 2 bis 4 Millimeter Länge vorhanden. Die Pflanze erreicht eine Höhe von knapp 10 bis gut 20 Zentimetern.
Typische Standorte der Weißen Fetthenne sind felsige Bereiche, Schotterfluren und sandig-trockene Bereiche. Sie kommt in Süd- und Mitteleuropa vor und in Teilen Asiens und Afrikas. Bei uns ist sie nicht sonderlich häufig. Ich habe sie mehrfach im Schotter von Bahndämmen gefunden sowie auf trockenen, ruderal bewachsenen Bereichen von Baustellen. Gemäß Roter Liste für Niedersachsen ist die Art nicht gefährdet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Juni 2023)
Klatschmohn (Papaver rhoeas)
Familie: Mohngewächse, Papaveraceae
Der Klatschmohn ist eine vergängliche Schönheit. Als Kinder haben wir ihn gelegentlich zusammen mit Kornblumen gepflückt und waren dann etwas enttäuscht, dass die Blütenblätter abgefallen waren noch bevor wir den Blumenstrauß unserer Mutter überreichen konnten. Aber auch wenn niemand an der Pflanze rührt, hält die Blüte meist nur einen oder zwei Tage.
Der Klatschmohn wird bis zu 90 Zentimeter hoch, wenn die äußeren Bedingungen stimmen. Auf sehr trockenen und mageren Standorten erreicht er jedoch häufig kaum 20 Zentimeter Höhe. Am Ende des Stängels steht jeweils nur eine einzelne Blüte von 5 bis 10 Zentimetern Durchmesser. Sie hat vier rundliche, überlappende Blütenblätter in verschiedenen, aber immer intensiven Rot-Tönen, selten auch violett oder weiß. Am Grund der Blütenblätter befindet sich häufig ein schwarzer (oder weinroter) Fleck. Zwei grüne Kelchblätter, die zunächst die Knospe einhüllen, fallen ab, wenn sich die Blüte entfaltet. Die Frucht, die nach dem Verblühen am Stängel verbleibt, ist eine Kapsel, in der sich sehr viele winzige Samen bilden. Diese werden später z.B. durch Windbewegung des Stängels durch Schlitze aus der Kapsel ausgestreut. Stängel und Blätter sind behaart, die Blätter erreichen 15 Zentimeter Länge und sind einfach bis doppelt gefiedert.
Der Klatschmohn liebt trockenen, aber nährstoffreichen Boden und war früher ein weit verbreitetes und häufiges „Unkraut“ in Getreideäckern. Mit dem Getreideanbau verbreitete sich die Art bereits in vorgeschichtlicher Zeit und kommt heute weltweit vor. Durch den Einsatz von Herbiziden ist die Pflanze bei uns jedoch stark zurückgegangen. Dennoch gilt sie in Niedersachsen zurzeit noch als nicht gefährdet.
Der Klatschmohn blüht von Mai bis Juli. Ähnlich ist der Saat-Mohn (Papaver dubium), der unter anderem an der Form der Kapsel von Klatsch-Mohn unterschieden werden kann: Die Kapsel des Klatschmondes ist rundlich und niemals mehr als zweimal so lang wie dick, die des Saat-Mohns dagegen ist länglich-keulenförmig und zwei- bis viermal so lang wie dick.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Mai 2023)
Scheiden-Gelbstern (Gagea spathacea)
Familie: Liliengewächse
Manchmal schon im März, sicher aber im April bis in den Mai hinein zeigen sich die Blüten der Gelbsterne (Gagea), oft auch Goldsterne genannt. Etwas häufiger findet man noch den Wiesen-Gelbstern (Gagea pratensis), andere Arten, wie der Scheiden-Gelbstern (Gagea spathacea) sind bei uns eher selten.
Der kleine, nur bis etwa 15 Zentimeter hochwachsende Scheiden-Gelbstern ist, vor allem wenn noch keine Blüten vorhanden oder diese bereits abgeblüht sind, eine wenig auffällige Pflanze. Die zwei oder drei grundständigen Blätter sind nur ca. 1 bis 1 ½ Millimeter breit und im Querschnitt röhrig hohl. Sie können bei flüchtigem Blick für Gras oder Binsen gehalten werden. Die Blüten stehen einzeln oder zu zwei bis fünf am Ende eines Stängels, der noch etwas kürzer bleibt als die Grundblätter. Lediglich das unterste Blatt am Blütenstängel, dem die Funktion des Schutzes des Blütenstandes nachgesagt wird, kann mehr als einen halben Zentimeter breit werden („Scheide“). Die Blüte hat 6 gelbe Blütenblätter und erreicht ausgebreitet einen Durchmesser von etwa 2 ½ Zentimetern.
Der Scheiden-Gelbstern braucht nährstoff- und humusreichen sowie feuchten Boden. Man findet ihn in lichten Wäldern, bevorzugt Buchenbeständen, oft mit hoch anstehendem Grundwasser. Solche Biotoptypen sind auch innerhalb der Grenzen der Stadt Winsen zu finden. Der Scheiden-Gelbstern hat den Schwerpunkt seiner Verbreitung in Norddeutschland, vor allem in Schleswig-Holstein. Die Art kommt zwar bis zum Kaukasus-Gebirge vor, aber meist nur zerstreut und in kleinen Beständen. Zudem sind die Vorkommen allgemein rückläufig. Der Scheiden-Gelbstern wird deshalb in der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen als Art der Vorwarnliste geführt.
Ein großer Teil der weltweiten Vorkommen des Scheiden-Gelbsterns befinden sich in Deutschland. Deutschland trägt deshalb nach der „Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt“ eine besondere Verantwortung zum Schutz und zur Erhaltung dieser Art.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, April 2023)
Nickender Blaustern (Scilla siberica)
Familie: Spargelgewächse
Klein, aber auffallend sind die Blüten des Nickenden Blausterns. Schon als Schüler war ich beeindruckt von deren intensiven Blau, und das zu einer Zeit im Jahr, in der in den Gärten, sieht man von Krokus und Schneeglöckchen ab, kaum was blüht.
Der Nickende Blaustern wird nur etwa 10 bis 20 Zentimeter hoch. Aus einer im Boden verborgenen Zwiebel wachsen an einem kurzen Spross im zeitigen Frühjahr zwei bis vier etwa einen Zentimeter breite linealische Laubblätter und ein oder mehrere Blütenstängel, die wiederum eine bis vier Blüten tragen. Die aus sechs Blütenblättern bestehenden Blüten haben einen Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern. Sie sind im Unterschied etwa zum Zweiblättrigen Blaustern etwas glockig und hängen („nickend“) an ihren Stängeln. Der Nickende Blaustern blüht von März bis April.
Es handelt sich um eine sogenannte „Stinsenpflanze“. Das ist eine Gruppe von Pflanzen, zu denen auch das Schneeglöckchen zählt, die bei uns ursprünglich nicht heimisch waren und als Zierpflanzen eingeführt wurden. Diese Pflanzen können bei uns zwar überleben und gegebenenfalls auch verwildern, neigen aber nicht zu raumgreifender oder invasiver Verbreitung. Man findet den Blaustern, der ursprünglich in Vorderasien und Südrussland beheimatet ist, deshalb meist in oder in der Nähe der Gärten oder Parks, in denen er einmal gepflanzt wurde. Im Freiland gibt es wenige Funde, höchstens im Bereich von Plätzen, auf denen (illegal) Gartenabfälle mitsamt den Zwiebeln entsorgt wurden, trifft man ihn gelegentlich an.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, März 2023)
Huflattich (Tussilago farfara)
Familie: Korbblütengewächse
Manchmal schon im Februar, sicher aber im März, brechen bleistiftdicke, zunächst kurze Triebe aus dem Boden hervor. Sie strecken sich und man erkennt an ihren Enden je eine Blütenknospe. Das ist der Huflattich, einer unserer frühesten Frühblüher, der einmal nicht zur Verwandtschaft von Schneeglöckchen oder Krokus zählt. Vielmehr erkennt man an den Blüten Ähnlichkeiten zu Löwenzahn und Ringelblume.
Die Blütenstängel sind oft nur wenige Zentimeter lang, können aber auch bis etwa 30 Zentimeter in die Länge wachsen. Besonders nachdem das Blütenkörbchen verblüht ist und sich die mit weißen Haaren besetzten Samen bilden, streckt sich der Stängel weiter in die Höhe. Das begünstigt die Ausbreitung der Samen durch den Wind. Blätter sind zunächst nur in Form von kleinen grünen oder rötlichen Schuppen am Stängel vorhanden. Erst nach dem Verblühen folgen die bis 20 Zentimeter breiten, oft herzförmigen Laubblätter. Sie sind gezähnt und mit einem dunklen Saum versehen. Der Huflattich ist eine Staude, deren oberirdische Teile Jahr für Jahr neu gebildet werden. Er vermehrt sich nicht nur über Samen, sondern auch durch meterlange unterirdische Ausläufer.
Der Huflattich blüht im Zeitraum Februar bis April. Er ist eine der ersten Nahrungsquellen im Jahr für Insekten. Die Blütenkörbchen werden gern von Bienen, Schwebfliegen und verschiedenen Schmetterlingen aufgesucht. Man findet die Pflanze auf feuchten bis mäßig feuchten Standorten, gern unter vollem Sonnenlicht. Bodensaure Verhältnisse werden vom Huflattich gemieden. Als Pionierpflanze auf Rohböden mit Lehm oder Ton kommt er oftmals in größeren Beständen im Bereich von Baustellen, Abbaugruben, Straßenböschungen usw. vor.
Der Huflattich ist über weite Teile Europas, Afrikas und Asiens verbreitet. Bei uns ist er auf geeigneten Standorten häufig und er gilt als nicht gefährdet.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Februar 2023)
Birkenporling (Fomitopsis betulina)
Familie: Baumschwammverwandte
Birken sind häufige Bäume. Dementsprechend findet man oft auch kranke oder bereits abgestorbene Exemplare und an diesen kann man einen auf diese Baumart spezialisierten Pilz entdecken, den Birkenporling. Selbst an bereits umgestürzten Bäumen wächst er.
Birkenporlinge wachsen von Juni bis November von zunächst knollenförmigen Gebilden zu konsolenartigen Pilzen aus der Rinde kranker oder toter Birken heraus. Sie wachsen meist einzeln und verbleiben lange an den Stämmen, so dass man sie auch im Winter findet. Die Unterseite ist flach und trägt eine weiße, bald grau werdende Porenschicht, in denen sich die Sporen des Pilzes entwickeln. Die Oberseite ist kissenartig gewölbt und in der Draufsicht oft nierenförmig. Die Färbung der Haut auf der Oberseite ist zunächst weißlich, bald ockerfarben oder braun. Die Huthaut ist bei älteren Pilzen häufig rissig. Die Ansatzstelle am Stamm weist häufig einen Buckel auf, wie auch auf einem der Fotos zu erkennen. Der Birkenporling kann etwa 30 Zentimeter breit werden.
Birkenporlinge entwickeln sich ausschließlich an Birken. Sie bewirken eine intensive Braunfäule, die die Standsicherheit binnen kurzer Zeit beeinträchtigen kann. Befallene Bäume müssen deshalb in der Regel aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden, insbesondere im innerörtlichen Bereich.
Birkenporlinge sind Gegenstand neuerer medizinischer Forschung. Man hat in ihnen antibakterielle und antivirale Inhaltsstoffe festgestellt und forscht zurzeit an Wirkstoffen gegen Krebs.
(Text und Bilder: Dietrich Westphal, Januar 2023)